Telekom: Benko als Großinvestor?

Rene Benko, Signa Holding Foto: Clemens Fabry
Rene Benko, Signa Holding Foto: Clemens Fabry(c) (Clemens Fabry)
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Übernahme. Nach dem Rückzug von Capital Research wird am Finanzmarkt über einen neuen Aktionär spekuliert. Es soll Immobilien-Tycoon René Benko sein.

[Wien] Knalleffekt bei der Telekom Austria: Mitten in der Affäre um Schmiergelder an Politiker und Parteien sowie um Kursmanipulationen ist der Konzern mit Übernahmespekulationen konfrontiert. Seit die US-Firma Capital Research die Reduktion ihres einst 15,13 Prozent dicken Aktienpakets auf unter fünf Prozent gemeldet hat, laufen Gerüchte über den Einstieg eines neuen Großinvestors.

Ronny Pecik hat zwar Interesse, wie er der „Presse" bestätigt: „Ich besitze über meine Stiftung derzeit 65.000 Telekom-Aktien und nicht eine mehr", dementiert er aber Meldungen, dass er die Capital-Anteile übernommen habe bzw. kaufen wolle.

Ein Käufer soll aber tatsächlich in Stellung sein: Der Immobilien-Investor und Gründer der Signa-Holding, René Benko, mit seinem griechischen Partner George Economou, wie die „Presse" erfuhr. Benko sagte dazu nur: „Da ist nichts dran."

Interesse von Orascom und MTS

Allerdings sind die Gerüchte nicht von der Hand zu weisen. Die Signa, die einer der führenden Immobilienentwickler Österreichs ist, verfügt in ihrem Beirat mit Karl Samstag (Ex-Bank Austria) und Peter Hasskamp (Ex-Bremer Landesbank) über zwei versierte Finanzfachleute und hat eine eigene Abteilung „Real Estate Investment Banking", die - noch - auf Immobilieninvestments ausgerichtet ist.
Die Telekom ist zudem nicht zum ersten Mal Objekt von Begierden. Als strategische Investoren klopften 2008 die ägyptische Orascom von Naguib Sawiris und zwei Jahre später die russische MTS des Milliardärs Waldimir Jewtuschenkow an. 2005 formierte sich ein Österreich-Konsortium aus RZB, Bawag, dem Geschäftsmann Martin Schlaff, dessen Partnern Josef Taus und Herbert Cordt und der Industriellenfamilie Swarovski.

Aus keinem Projekt wurde etwas - auch weil für eine mehrheitliche Übernahme der Privatisierungsauftrag für die TA fehlte. Der Staat hält über die ÖIAG jetzt 28,42 Prozent. Ganz sollen aber weder Russen noch Ägypter die Ambitionen ad acta gelegt haben.

Analysten schließen ein Interesse von Großinvestoren an der TA nicht aus. Die Aktie sei aufgrund der Börsen-Talfahrt und der enttäuschenden Halbjahreszahlen billig und notiert bei 7,4 Euro. AlphaValue hat das Kursziel bei 10,80 Euro, die HSBC bei 8,50 Euro. Die Erste Bank ist mit 5,50 Euro pessimistischer. Halte die angekündigte Dividende von 76 Cent, entspräche dies beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von zehn Prozent. „Wo bekommt man das sonst?", meint ein Analyst.

Kauf über Dritte möglich

Allerdings hätte ein Käufer den Aktienerwerb spätestens ab der Schwelle von fünf Prozent melden müssen. Das sei nicht erfolgt, der Konzern sei nicht informiert, gab die Telekom am Freitag bekannt. Börsianer weisen aber darauf hin, dass Aktien auch über Dritte erworben und geparkt werden können. Das von Capital Research abgestoßene Paket ist aktuell 330 Millionen Euro wert.
Generell halten Beobachter die TA für einen Übernahmekandidaten. Die Marktsättigung und die Regulierung der Roaminggebühren bremsen den einst vom Handyboom getriebenen Höhenflug und heizen die Konsolidierung wieder an. Die TA sei jedoch zu klein, um sich gegen Schwergewichte wie die Deutsche Telekom, France Telecom oder Telefonica zu behaupten. Sie sei aber durch ihre Aktivitäten in vielen Ländern Osteuropas interessant.

(Die Presse vom 10. September 2011)

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