Mubarak-Prozess: Militärchef Tantawi sagt nicht aus

Militaerchef Tantawi
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Tantawi war Verteidigungsminister unter Mubarak, trotz einer Vorladung hat er nicht im Prozess gegen Ägyptens Ex-Präsidenten ausgesagt. Die Befragung wurde auf den 24. September vertagt.

Der Chef des regierenden Militärrates in Ägypten, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, hat am Sonntag trotz einer Vorladung nicht im Prozess gegen den Ex-Präsidenten Hosni Mubarak ausgesagt. Seine Befragung als Zeuge wurde auf den 24. September vertagt. Das meldete das staatliche ägyptische Fernsehen. Ein Grund für die Verschiebung wurde nicht genannt. Tantawi war Verteidigungsminister unter Mubarak, der am 11. Februar nach Massendemonstrationen gegen sein Regime zurücktrat.

Die von Tantawi geführte Armee hatte sich während der 18-tägigen landesweiten Proteste neutral verhalten. Andere Sicherheitskräfte wie Polizei und Geheimdienste waren hingegen mit großer Brutalität gegen die Demonstranten vorgegangen. Mubarak (83), Ex-Innenminister Habib al-Adli und mehrere ehemalige leitende Beamte des Innenministeriums werden deshalb in dem Verfahren von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, für den Tod von 850 Demonstranten verantwortlich zu sein.

Wer gab den Schießbefehl

Tantawis Zeugenaussage kommt nach Ansicht von Beobachtern deshalb große Bedeutung zu, weil er in öffentlichen Ansprachen nach dem Umsturz behauptete, dass sich die Armeeführung während der Proteste geweigert habe, auf Demonstranten schießen zu lassen. Seine Auslassungen könnten Licht darauf werfen, wer von den Angeklagten damals Schießbefehle erteilte, zu solchen ermunterte oder von ihnen Kenntnis hatte. Nach dem Rücktritt Mubaraks übernahm der von Tantawi geführte Militärrat - identisch mit dem Oberkommando der Streitkräfte - vorübergehend die Macht.

Prozess zu "Kamelreiter-Attacken"

In Kairo begann am Sonntag ein weiterer Strafprozess im Zusammenhang mit tödlicher Gewalt gegen Demonstranten im Vorfeld des Mubarak-Sturzes. In diesem Verfahren sind 25 ehemalige Funktionäre der Staatspartei NDP und Geschäftsleute angeklagt, die Anfang Februar die sogenannten "Kamelreiter-Attacken" gegen die Protestierenden auf dem Tahrir-Platz in Kairo organisiert und finanziert haben sollen.

Die Angriffe wurden von bewaffneten kriminellen Banden ausgeführt, deren Mitglieder zum Teil auf Pferden und Kamelen in die Menge der Demonstranten ritten. Dabei waren Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Unter den Angeklagten sind die ehemaligen Parlamentspräsidenten Safwat al-Sherif und Ahmed Fathi Sorur, beide enge Vertraute Mubaraks.

(APA/dpa)

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