Die Zeiten, in denen man einen Deal mit dem Diktator schließen konnte, sind vorbei.
Nun ist die arabische Revolution endgültig in Israel angekommen. Mit dem Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo hat sich der neue Faktor in der arabischen Politik erstmals auch international zu Wort gemeldet: die arabische öffentliche Meinung. Die Zeiten, in dem man einfach einen Deal mit einem Diktator schloss und der in jedem Fall hielt, sind vorbei.
Die Ägypter sind darüber verärgert, dass sechs ägyptische Grenzsoldaten auf der ägyptischen Seite des Sinai unter israelischem Feuer umgekommen sind. Und genauso, wie die Araber von ihren eigenen Regimen nun Rechenschaft einfordern, geschieht das jetzt auch regional. Politik ohne Haftbarkeit gibt es im Nahen Osten nicht mehr.
Für die Regierung in Israel war die vergangene Woche nichts weniger als ein diplomatischer Tsunami: Zuerst der Bruch mit der Türkei, bevor jetzt der Botschafter aus Kairo ausgeflogen werden musste. Die Nachbarn schlagen Israel einer nach dem anderen die Tür vor der Nase zu.
Schadensbegrenzung: So lautet das Motto auf israelischer und ägyptischer Regierungsseite. Premier Benjamin Netanjahu hielt sich in seiner Verurteilung der gefährlichen Ereignisse in Kairo zurück.
Trotz alle Versuche, den Schaden einzugrenzen: International sollten die Ereignisse in Kairo als Warnschuss dienen. Denn spätestens seit dem Arabischen Frühling ist der Status quo im Nahostkonflikt nicht mehr haltbar.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2011)