Die Regierung in Ungarn will das Währungsverhältnis zu Euro und Franken so beeinflussen, dass sich Fremdwährungskredite verbilligen.
Die Ankündigung der ungarischen Regierungspartei Fidesz am Freitag, den ungarischen Kreditnehmern eine begünstigte Rückzahlung von Fremdwährungsdarlehen ermöglichen zu wollen, hat am Montag zu einem erneuten Banken-Kursrutsch an der Börse beigetragen: Die Anteilsscheine der stark in Osteuropa engagierten Raiffeisenbank International (RBI) und der Erste Group brachen in Wien in einem sehr schwachen Umfeld bis kurz nach 11.15 Uhr um 6,5 bzw. 7,6 Prozent ein. Der ATX lag zu dem Zeitpunkt 4,0 Prozent im Minus.
Offenbar plant der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, die Rückzahlung von Fremdwährungskrediten in Schweizer Franken und möglicherweise auch in Euro zu einem begünstigten Kurs zuzulassen. Damit würden zehntausende Schuldner entlastet, deren Rückzahlungssumme entsprechend der durch die Stärke der Fremdwährungen gestiegen ist.
Erste hat drei Milliarden Euro vergeben
Die Differenz sollten die vergebenden Banken tragen, hatte Fidesz-Fraktionschef Janos Lazar am Freitag gesagt. Die genannten Kurse von 180 Forint je Franken und 250 Forint je Euro liegen um 23 bzw. 11 Prozent unter den aktuellen Wechselkursen.
Die österreichischen Banken wollten sich zunächst nicht zu den Plänen der Regierung Orban äußern und verweisen auf die noch unklare Nachrichtenlage. "Orban dürfte heute Nachmittag vor dem Parlament dazu Stellung nehmen. Bis dahin lässt sich kaum etwas sagen", sagte Michael Mauritz, Sprecher der Erste Group. Die Erste hat nach eigenen Angaben in Ungarn ein drei Milliarden in Schweizer Franken vergeben. Das Gesamtkreditvolumen beläuft sich auf 134 Milliarden Euro.
"Unsere gesamten Privatkundenkredite in Schweizer Franken belaufen sich in der gesamten Region auf 3,4 Milliarden Euro", erklärte RBI-Sprecher Michael Palzer. Das entspreche 4,3 Prozent des Gesamtkreditportfolios der RBI.
Euro Stoxx sackt ab
Details zu allen betroffenen Fremdwährungskrediten der beiden Banken in Ungarn waren zunächst nicht zu erhalten.
Von dem Kursmassaker am Montag waren freilich nicht nur die österreichischen Banken betroffen. Der Euro Stoxx Bankenindex sackte in den ersten beiden Stunden um 6 Prozent ab. Bereit am Freitag hatten die europäischen Banken als Folge der europäischen Schuldenkrise massiv verloren.
(APA)