Mit Orbán in den Abgrund

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Willkommen zurück im Mittelalter: Eingriffe in Verträge sind ein despotischer Akt.

Voller Grimm und Sorge blickt Viktor Orbán, der Herr über Ungarns Verfassung, Medien und Wirtschaft, auf die von fremdländischen Banken geknechteten Magyaren. Sie stöhnen unter dem Joch der Kredite in Franken und Euro, die ihnen durch die Fährnisse des Kurses nun teuer zu stehen kamen.

Sicher, man könnte wie die Kroaten das Problem in demokratischer Manier lösen. Man könnte Prinzipien respektieren: die des Marktes, des Eigentums und der freien Verträge. Man könnte sich mit den Banken an einen Tisch setzen und Stundungen vereinbaren, um Kunden und Institute aus der gemeinsam geschaufelten Grube zu befreien.

Aber für solch zivilisierten Umgang hat Orbán nur Verachtung übrig. Er agiert mit dem Furor des Despoten: Der Kurs wird dekretiert, die fremden Firmen sollen bluten. Kommt es dazu, haben Erste und Raiffeisen eine Schlacht verloren, Ungarn selbst aber den Krieg. Denn in ein Land, das sich von der Rechtsstaatlichkeit verabschiedet, in dem jeder Investor jederzeit mit hoheitlicher Willkür rechnen muss, wird bald niemand mehr sein Geld tragen. Mit seinem Ritt zurück ins Mittelalter treibt Orbán die „heilige ungarische Nation“ auch wirtschaftlich in den Abgrund.

 

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2011)


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