Mit Orbán in den Abgrund

(c) REUTERS (BERNADETT SZABO)
  • Drucken

Willkommen zurück im Mittelalter: Eingriffe in Verträge sind ein despotischer Akt.

Voller Grimm und Sorge blickt Viktor Orbán, der Herr über Ungarns Verfassung, Medien und Wirtschaft, auf die von fremdländischen Banken geknechteten Magyaren. Sie stöhnen unter dem Joch der Kredite in Franken und Euro, die ihnen durch die Fährnisse des Kurses nun teuer zu stehen kamen.

Sicher, man könnte wie die Kroaten das Problem in demokratischer Manier lösen. Man könnte Prinzipien respektieren: die des Marktes, des Eigentums und der freien Verträge. Man könnte sich mit den Banken an einen Tisch setzen und Stundungen vereinbaren, um Kunden und Institute aus der gemeinsam geschaufelten Grube zu befreien.

Aber für solch zivilisierten Umgang hat Orbán nur Verachtung übrig. Er agiert mit dem Furor des Despoten: Der Kurs wird dekretiert, die fremden Firmen sollen bluten. Kommt es dazu, haben Erste und Raiffeisen eine Schlacht verloren, Ungarn selbst aber den Krieg. Denn in ein Land, das sich von der Rechtsstaatlichkeit verabschiedet, in dem jeder Investor jederzeit mit hoheitlicher Willkür rechnen muss, wird bald niemand mehr sein Geld tragen. Mit seinem Ritt zurück ins Mittelalter treibt Orbán die „heilige ungarische Nation“ auch wirtschaftlich in den Abgrund.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Frankenkredite: Orbán hat keine Angst vor EuGH

Ungarns Premier glaubt, dass die EU-Richter erst in Jahren über die Causa entscheiden können. Orbán betonte aber auch, dass seine Regierung an ihren Plänen festhalten wolle.
Premier Orban will Gesetz zu Fremdwährungskrediten rasch beschließen lassen
International

Orban drückt bei Fremdwährungskrediten auf das Tempo

Ungarn will das Gesetz zu den Fremdwährungskrediten rasch beschließen.. Der Premier bestreitet die Rechtswidrigkeit der Regelung. Die ungarische Regierung will Zeit gewinnen.
International

Franken-Kredite: Ungarn ignoriert Druck aus Österreich

Während Wien die EU-Kommission eingeschaltet hat, wird in Budapest am Mittwoch über die Zwangsumwandlung der Kredite entschieden - zulasten der österreichischen Banken. Der Behördenweg beim EuGH ist aufwendig.
Leitartikel

Das System Orbán braucht frische Luftzufuhr

Der ungarische Regierungschef muss dringend sein ideologisches Spiegelkabinett verlassen. Ansonsten verfällt er endgültig in politischen Autismus.
Außenpolitik

Vorwurf Amtsmissbrauch: Ex-Premier Gyurcsány muss vor Gericht

Das ungarische Parlament hob die Immunität von Ferenc Gyurcsány auf. Dem Ex-Premier wird nichts Geringeres zur Last gelegt als Amtsmissbrauch. Der Sozialdemokrat wittert einen Racheakt von Premier Viktor Orbán.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.