Fremdwährungskredite: Ungarn will Pläne abmildern

Ungarns Premier Viktor Orban
Ungarns Premier Viktor Orban(c) EPA (Tibor Illyes)
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Die Regierung will nur dann günstigere Wechselkurse ermöglichen, wenn der Kredit zum Franken-Kurs unter 180 Forint aufgenommen wurde.

Die ungarische Regierung will ihren umstrittenen Plan, die vorzeitige Tilgung von Fremdwährungskrediten zu fiktiven - für die Kreditnehmer günstigeren - Wechselkursen zu ermöglichen, nun offenbar abmildern. In den Genuss der geplanten gesetzlichen Regelung sollen nun nur jene Bankkunden kommen, die ihre Devisendarlehen aufgenommen haben, als man für den Schweizer Franken nicht mehr als 180 Forint und für den Euro nicht mehr als 250 Forint bezahlen musste. Das berichtete die ungarische Tageszeitung "Magyar Nemzet" nach der Regierungssitzung vom Mittwochabend.

Aktuell kostet ein Euro 287,76 Forint, für den Franken bekommt man 238,47 Forint. Die ungarische Regierung begründet ihr Vorhaben damit, dass ohne diese Einschränkung jene Kreditnehmer, die ihre Hypothekarkredite über den Wechselkursen von 180 Forint (zum Franken) bzw. 250 Forint (zum Euro) aufgenommen haben, durch eine vorzeitige Rückzahlung sogar mit Gewinn aussteigen würden, berichtete die Internetzeitung "Origo".

Raiffeisen: Von Einschränkung kaum jemand betroffen

Die von den Gesetzesplänen der ungarischen Regierung besonders stark betroffene Raiffeisen Bank verwies auf APA-Anfrage darauf, dass man seit Ende 2008 konzernweit keine Frankenkredite mehr an Privatpersonen vergebe. Von der nun diskutierten Einschränkung der vorzeitigen Tilgung wäre daher kaum jemand betroffen.

Der Wert der ungarischen Währung war nach einem vorläufigen Tiefststand bei rund 209 Forint pro Franken Anfang März 2009 lange um die 180 Forint gependelt, ab Anfang 2010 wurde diese Marke aber nachhaltig überschritten, viele Kreditnehmer können ihre nun stark erhöhten Kreditraten nicht mehr bezahlen.

Eine Millione Ungarn betroffen

Nach Angaben eines Regierungssprechers haben eine Million Menschen in Ungarn Fremdwährungskredite aufgenommen, 91 oder 92 Prozent davon in Schweizer Franken. Nur 7 Prozent dieser Franken-Kreditnehmer hätten für den Franken mehr als 180 Forint bezahlt und sollen somit nicht die Möglichkeit haben, ihre Kredite zu einem Kurs von 180 Forint vorzeitig zurückzuzahlen, sagte Regierungssprecher Andras Giro-Szasz am Donnerstag im ungarischen Radio.

(APA)

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