Türkei: Israels Kampfjets keine "Freunde" mehr

Türkei: Israels Kampfjets keine
Türkei: Israels Kampfjets keine "Freunde" mehr(c) Georg Mader
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Das Freund-Feind-Erkennungssystem türkischer F-16-Jagdbomber ist angeblich ausgetauscht worden.

[Ankara/WIEN] Die Krise zwischen der Türkei und Israel wegen der Gaza-Hilfsflotte ist um eine brisante Facette reicher: Türkische Medien berichten, der Rüstungskonzern „Aselsan" in Ankara habe ein elektronisches „Freund-Feind-Erkennungssystem" (IFF) für seine Jagdbomber vom US-Typ F-16 gebaut, das israelische Flugzeuge und Schiffe nicht länger automatisch als „Freund" klassifiziert.

Eben das tun die bisherigen IFF-Geräte in türkischen F-16, damit die Piloten in der Nahostregion leichter den Überblick behalten und freundliche von unbekannten Objekten trennen können; es soll irrtümliche Angriffe verhindern. Künftig würden die Piloten Ziele nach „nationalem Interesse" identifizieren, heißt es. Da man die US-Geräte nicht umbauen könne, habe Aselsan ein IFF entwickelt, mit dem schon viele F-16 nachgerüstet sein sollen; es soll auch auf Schiffen dienen.

Ein Frage-Antwort-Spiel

Die Funktion von IFF (1940 in Deutschland entwickelt) ist komplex. Simpel gesagt: Ein Sender schickt ein Fragesignal an ein anderes Objekt und erwartet eine „richtige Antwort" (einen bestimmten Code). Der würde von einem IFF-Transponder erzeugt, Transponder der eigenen Seite bzw. von Alliierten geben auf „Fragen" von Freunden die richtige Antwort. Kommt ein falscher Code, oder gar keiner (etwa weil es ein fremder Transponder ist oder das Objekt gar keinen hat), gilt das Ziel als unidentifiziert.

Einen „Freund" könnte der Pilot aber dennoch angreifen, sagt Georg Mader, Korrespondent des Militärfachmagazins „IHS Jane's Defence", zur „Presse". Entgegen Gerüchten würden die Waffen diesfalls nicht blockiert - auch nicht angesichts israelischer Ziele. Solche Gerüchte kämen aus Militärkreisen in Pakistan und von Verschwörungstheoretikern, seien aber (noch) unbestätigt.

Seltsame Selbstmorde

Drei am Bau des IFF beteiligte Experten sollen unerwartet Selbstmord begangen haben. Die Krise begann 2010, als israelische Soldaten türkische Schiffe der Gaza-Hilfsflotte stürmten und neun Türken töteten. Die Hilfsflotte erhalte nun eine Kriegsschiff-Eskorte, drohte der türkische Premier Erdoğan zuletzt. Er soll den Bau des IFF auch initiiert haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2011)

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