Wrabetz hat sein „Wunschteam“ bekommen. Er sollte ehrlich zu uns sein und zugeben, dass es das Wunschteam der Landeshauptleute ist.
Niko Pelinka bleibt, wo er ist. Das war auch schon die gute Nachricht vom großen Direktoren-Poker im ORF. Das jüngste Mitglied im Stiftungsrat wird nicht, wie erwartet, in ein höheres Amt am Küniglberg gelobt. Das hat sich Alexander Wrabetz doch nicht getraut. Zu gut ist die Erinnerung an die Empörung über das missglückte Interview, in dem Pelinka offenlegte, wie eng er und der ORF-Chef sind. Stattdessen hat Wrabetz das Unmögliche möglich gemacht: Er überrascht ohne Überraschungen.
Denn das Team seiner zweiten Amtszeit sieht in der Tat so aus, wie zuvor vermutet wurde. Und warum? Weil der im August wiederbestellte Generaldirektor sein Personalpaket mit den Landeshauptleuten ausverhandelt hat – und ein Großteil der Landesfürsten ließ es sich nicht nehmen, die Entscheidung per Aussendung oder Zeitung als „ihre“ zu präsentieren. Dabei ist den Politikern gar nicht vorzuwerfen, dass sie mit dem Ergebnis prahlen. Aus ihrer Warte betrachtet soll der Wähler (im eigenen Land) ja erfahren, welcher Partei er seinen neuen ORF-Chef zu verdanken hat.
Die Leidtragenden sind freilich die Redakteure im ORF. Sie machen täglich ihre Arbeit, bemühen sich mehrheitlich (nicht immer, aber doch) um Objektivität – und werden ständig mit der politischen Verhaberung der Chefetage konfrontiert. Der Redakteursrat kam diese Woche gar nicht mehr nach mit dem Verfassen warnender Worte. Aber Wrabetz lächelt diese Vorwürfe weg. Er hat sein „Wunschteam“ bekommen, zumindest will er das so aussehen lassen. Und obwohl es zuletzt Kritik von vielen Seiten an der bevorstehenden Bestellung gab, blieb das Ergebnis gleich. Jene, die es hätten verhindern können – die Stiftungsräte – haben es nicht getan. Sie haben im Sinne ihrer Parteien und Interessenvertretungen gehandelt und das Gesamtpaket abgenickt. Nur vier Enthaltungen gab es bei der Bestellung der Landeschefs, alle anderen haben mitgestimmt.
Dass das gesetzliche Anhörungsrecht der Landeshauptleute bei der Bestellung der ORF-Landeschefs irgendwann fallen wird, wie nun wieder gefordert wird, ist utopisch. Die mächtigen Landeschefs werden sich hüten, ihre Macht aus dem ORF-Gesetz streichen zu lassen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2011)