Thatcher auf Österreichisch

Trotz Ausrutschern – Maria Fekter ist die Hoffnungsträgerin der ÖVP.

Zwei Politiker, zwei Konzepte: Während ÖVP-Chef Michael Spindelegger in der „Pressestunde“ wieder einmal vorgezeigt hat, wie man mit übervorsichtigem Agieren innerhalb weniger Minuten die Grenze zur Fadesse überschreiten kann, steht die starke Dame in der ÖVP, Finanzministerin Maria Fekter, für den gegenteiligen Ansatz: Sie plaudert munter von der Seele weg – und verplappert sich dabei immer wieder. Der Vergleich von Vorschlägen für die Reichenbesteuerung mit der Judenverfolgung ist hirnlos und indiskutabel. So etwas darf einem Spitzenpolitiker einfach nicht passieren.

Trotzdem hat Fekter etwas Sympathisches an sich – verglichen vor allem mit ihrem Parteichef. Bei ihr weiß man, woran man ist, sie will es nicht allen recht machen, sie fordert bei vielen Widerspruch heraus, sie hat aber auch das Potenzial, eine große Anhängerschaft um sich zu scharen. Eine Maggie Thatcher auf Österreichisch quasi. Wenn der Abwärtstrend der ÖVP in den kommenden Monaten so weitergeht, wäre ein Führungswechsel vor der Nationalratswahl eine logische Konsequenz. Und Fekter als Spitzenkandidatin zweifellos die beste Variante.


Gewiss, das wäre ein Risiko. Wer wie Fekter eine Politik mit Ecken und Kanten betreibt, kann gewinnen, kann aber auch fürchterlich abstürzen. Wer nur stromlinienförmig agiert, hat dagegen schon verloren.

martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2011)

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