Vor allem bei Gratismedien machen Inserate von Politik und staatsnahen Betrieben einen hohen Anteil am Gesamtaufkommen aus. Künftig sollen die Ausgaben gemeldet werden müssen.
Inserate der ÖBB bringen derzeit SP-Bundeskanzler Werner Faymann unter Druck. Als Verkehrsminister soll er den Auftrag zu einer 500.000 Euro teuren PR-Kampagne der Bahn in der "Kronen Zeitung" gegeben haben. Aus allen öffentlichen Institutionen fließen indes schätzungsweise fast 100 Millionen Euro jährlich für PR und Anzeigen.
Dabei zeigt sich ein Gefälle in Richtung Gratismedien. Laut einer Erhebung des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) machen diese Anzeigen vor allem bei den Wiener Gratismedien "Heute" und die Tageszeitung "Österreich" einen besonders hohen Anteil am Gesamtaufkommen aus. Der VÖZ hat Bruttowerte aus dem Jahr 2009 miteinander verglichen. "Österreich" kam demnach auf einen Anteil politischer und politiknaher Brutto-Schaltungen von 19 Prozent, der Spitzenreiter "Heute" gar auf 28 Prozent.
Deutlich darunter lag der Anteil der Polit-Anzeigen etwa bei "Presse", "Kleiner Zeitung" und "Kurier" mit jeweils neun Prozent. Beim "Standard" lag der Anteil sogar nur bei sieben Prozent. Leicht über dem Schnitt bewegte sich mit 13 Prozent die "Kronen Zeitung". Nicht enthalten sind in den Berechnungen Werbeaufwendungen im Bereich Medien und "Eigenwerbung". Auch Zahlungen in Form von "Druckkostenbeiträgen", etwa für PR-Strecken, wurden nicht berücksichtigt.
Bundesregierung: 35 Millionen Euro für PR
Alleine das Bundeskanzleramt ließ 2010 von insgesamt vier Millionen Euro an Einschaltungen 2,4 Mio. der "Kronen Zeitung", "Heute" und "Österreich" zukommen. Laut aktuellen parlamentarischen Anfragebeantwortungen hat die gesamte Bundesregierung im Vorjahr mehr als 35 Millionen Euro für Werbung, Öffentlichkeits- und Informationsarbeit ausgegeben. Die offizielle Presseförderung machte 2010 demgegenüber nur rund 12,8 Millionen Euro aus.
Eine genaue Summe, wie viel Steuergeld tatsächlich in Regierungswerbung auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene fließt, ist nicht verfügbar. Das soll sich durch das neue Medientransparenzgesetz ändern. Die Regierungsvorlage sieht vor, dass künftig Ausgaben von Ministerien, Ländern, großen Gemeinden, Unternehmen der öffentlichen Hand und Kammern für Inserate, Werbeaufträge und Ähnliches halbjährlich an die KommAustria gemeldet werden müssen.
(APA/Red.)