Fremdwährung: Ungarn beschließt strittiges Gesetz

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Österreichischen Banken drohen Verluste in dreistelliger Millionenhöhe.

[Budapest/APA] Ungarn können per Hypothek abgesicherte Fremdwährungskredite bis Jahresende zu einem festgelegten Wechselkurs zurückzahlen. Dieser ist deutlich günstiger als auf den Finanzmärkten. Das ungarische Parlament hat dieses international heftig kritisierte Gesetz Montag Abend beschlossen.

Das Votum fiel deutlich aus: 277 Ja-, 9 Nein-Stimmen, 30 Stimmenthaltungen. Im Sinne des neuen Gesetzes können die Inhaber von Fremdwährungskrediten ihre Hypotheken in einer Summe zum Kurs von 180 Forint je Schweizer Franken und 250 Forint je Euro tilgen. Vorschläge der oppositionellen Sozialisten (MSZP), Parlamentsabgeordnete mit Fremdwährungskrediten von dieser Rückzahlungsmöglichkeit auszuschließen, sowie eine Höchstsumme für die zu tilgende Hypothek festzulegen, wurden von der Regierungspartei Fidesz-MPSZ nicht unterstützt.

Nach defensiven Voraussagen könnten 150.000 Kreditinhaber diese Tilgungsart wählen; doch diese Zahl könnte sich auch verdoppeln oder verdreifachen, erklärte der Fidesz-MPSZ-Abgeordnete Antal Rogan, der den Gesetzentwurf eingereicht hatte, im Parlament. Nach Angaben eines Regierungssprechers haben eine Million Menschen in Ungarn Fremdwährungskredite aufgenommen, über 90 Prozent davon in Schweizer Franken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2011)

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