Ankara will Probebohrungen und eine EU-Präsidentschaft Zyperns verhindern. Aus Ankara hieß es, die türkische Marine könnte Kriegsschiffe in die Gewässer entsenden, um eigenen Forschern Geleit zu bieten.
Ankara/Ag. Nicht nur die für das zweite Halbjahr 2012 angesetzte EU-Präsidentschaft Zyperns stößt die Türkei vor den Kopf – am Montag rief die zypriotische Suche nach Erdgas unter dem Meeresgrund die türkische Regierung auf den Plan. Energieminister Taner Yıldız forderte Zypern auf, die gemeinsam mit einer US-Firma durchgeführten Erkundungsarbeiten im Mittelmeer zu stoppen.
Begründet wird die Forderung mit einem geplanten Abkommen über die Festsetzung der Seegrenze mit der international nicht anerkannten Regierung des türkisch-besetzten Nordzypern. Der Vertrag würde dem türkischen Ölförderer TPAO die Präsenz in den Gewässern vor Nordzypern gestatten. Aus Ankara hieß es, die türkische Marine könnte als Reaktion Kriegsschiffe in die Gewässer entsenden, um eigenen Forschern Geleit zu bieten.
Die EU-Kommission war gestern jedenfalls um Schadensbegrenzung bemüht. Beide Seiten wurden aufgefordert, Zurückhaltung zu üben. Eine Verschiebung der Präsidentschaft Zyperns komme aber nicht infrage, hieß es aus dem Büro der EU-Außenpolitikbeauftragten Catherine Ashton.
Vizepremier Beşir Atalay hatte am Sonntag angedroht, die Türkei werde die Kontakte mit der EU auf Eis legen, falls Zypern wie geplant zum Zug kommen sollte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2011)