Kostendruck: Flughafenchefs zücken den Rotstift

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Das Motto lautet: Produktivität rauf, Kosten runter. Mittels Aufnahmestopp und zentralem Controlling wollen Julian Jäger und Günther Ofner Kosten um 20 Prozent senken. Bei ihren Boni wird jedoch nicht gespart.

Wien/Eid. Die beiden neuen Flughafenchefs machen das, was ihre vorzeitig abgelösten Vorgänger längst hätten tun sollen: sparen. Das Motto, das Julian Jäger und Günther Ofner angesichts der Preisexplosion beim Terminal Skylink und zusätzlicher Investitionen in die Sanierung der alten Terminals, die dritte Piste und besseres Service ausgeben, lautet daher: Produktivität rauf, Kosten runter. „Wir machen gerade einen Kassasturz und drehen jeden Cent um, wobei auch bisherige Ausgaben überprüft werden“, sagte das Führungsduo, das vor zwei Wochen angetreten ist, am Dienstag.
Als Sofortmaßnahme wurde ein Einstellungsstopp verfügt. Parallel dazu will man die natürliche Fluktuation nützen und freie Stellen nicht nachbesetzen. Allein damit würden rund 125 Mitarbeiter (drei Prozent) pro Jahr abgebaut. Derzeit beschäftigt der Flughafen 4200 Personen. Kündigungen seien das „äußerste Mittel“, ganz wollten sie Jäger und Ofner jedoch nicht ausschließen. Außerdem wird die Konzernstruktur gestrafft: Erstmals wird der Flughafen ein zentrales Controlling und einen zentralen Einkauf bekommen.

Mehr Leistung, weniger Kosten

Bis 2015 soll die Produktivität um gut 20 Prozent angehoben werden. Bei der Bezifferung des Sparpotenzials hielt sich Ofner bedeckt, er bestätigte jedoch Aussagen von Aufsichtsrats-Präsident Erwin Hameseder, wonach die Kosten um bis zu 20 Prozent gesenkt werden sollen.
Wenn sie das schaffen, winken Jäger und Ofner deutlich höhere Boni als ihren Vorgängern: Die fixen Bezüge liegen mit 250.000 Euro nur wenig unter jenen von Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid, die im Vorjahr auf 254.000 Euro kamen. Wenn Jäger und Ofner die „strengen Vorgaben“ erreichen, die sich unter anderem mit den Sparzielen decken, können sie ihr Salär mittels Bonus aber verdoppeln. Bei der alten Garde machten die – wegen des Skylink-Debakels heftig umstrittenen und beschnittenen – Boni 70.000 bis 85.000 Euro aus. Sie kamen zuletzt in Summe auf 330.000 bzw. 350.000 Euro, Jäger und Ofner könnten 500.000 kassieren. Ob Kaufmann und Co. die gewünschten Konsulentenverträge bekommen, beantwortete Ofner nicht. Das sei Sache des Aufsichtsrates.
Wenn 2012 Abschreibungen und Zinszahlungen auf den Skylink beginnen, schmälern diese maßgeblich das Ergebnis. Sollte sich das Passagierwachstum verlangsamen – wovon die Flughafenspitze derzeit nicht ausgeht – würde das die Gewinne zusätzlich drücken. Eine Kapitalerhöhung schloss Ofner bis 2015 dennoch aus, obwohl der Flughafen bis dahin auch ein 600 Mio. Euro schweres Investitionsprogramm stemmen will. Darin ist der Bau der dritten Piste, für die man den Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Jahreswechsel 2011/12 erwartet, noch gar nicht enthalten. Diese wird früheren Schätzungen zufolge 1,2 bis 1,8  Mrd. Euro kosten.

Kostendruck von Lufthansa

Handlungsbedarf sieht Jäger nicht nur bei der Sanierung und Modernisierung der beiden alten Terminals. „Wir haben beim Service großen Aufholbedarf – vom Gastronomieangebot bis zu den Toiletten.“ Wien stehe zudem im direkten Konkurrenzkampf zu den Airports München und Zürich, aber auch zu Flughäfen im Osten. Zusätzlichen Druck übe die Lufthansa aus, die selbst unter Zugzwang stünde. „Der Kostendruck auf die AUA (von der Lufthansa, Anm.) ist massiv, der wird eins zu eins an uns weitergegeben“, sagte Jäger.
Eine weitere Gebührensenkung, wie sie die AUA fordert, werde es vorerst nicht geben können. „Zuerst müssen wir die Kosten senken, dann können wir über die Tarife reden.“ Zu den Sparmaßnahmen gehören übrigens auch Schadenersatzklagen gegen einstige Auftragnehmer beim Skylink. Noch sind Gutachter, Anwälte und eine interne Taskforce am Werk, zu Jahresende sollen Ergebnisse vorliegen. Fix ist hingegen, dass die teure Jahresanfangsparty „Take Off“ dem Rotstift zum Opfer fällt.

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