Ben Bernanke: Notenbank-Chef tanzt auf glattem Parkett

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Die „Operation Twist“ der US-Notenbank soll der Wirtschaft auf die Beine helfen. Vehemente Kritik der Republikaner. Im Volumen von 400 Milliarden Dollar kauft die Fed langfristige US-Staatsanleihen auf.

Washington. Als flotter Tänzer, der übers glatte finanzpolitische Parkett wirbelt, hat Ben Bernanke bisher noch nicht Furore gemacht. In der TV-Show „Dancing with the Stars“ würde der US-Notenbankchef wohl eine steife Figur abgeben. Der Ex-Princeton-Ökonom ist eher durch seine Ruhe und Stetigkeit bekannt, mit der er die US-Wirtschaft durch die Finanzkrise zu steuern sucht.

Um der lahmen Konjunktur auf die Sprünge zu helfen, griff die Notenbank (Fed) jetzt zu einem Trick, der sich in Anlehnung an den Modetanz der 1960er-Jahre und ein fiskalpolitisches Manöver vor 50 Jahren „Operation Twist“ nennt. Im Volumen von 400 Milliarden Dollar kauft die Fed langfristige US-Staatsanleihen auf, um kurzfristig gebundene Anleihen im selben Umfang abzustoßen. Dies soll, so das Kalkül, den Druck auf die Hypothekenkredite senken, die Banken zur Gewährung von Krediten ermuntern und so den Finanzkreislauf in Schwung bringen. An der Wall Street plumpsten die Aktien um zwei Prozent.

Die Aktion ist auf neun Monate beschränkt. Die Notenbank hat beinahe alle Mittel zur Stimulanz der Wirtschaft ausgeschöpft. Erst vor drei Monaten war ein Programm ausgelaufen, bei dem die Fed Geld in den Markt pumpte, in dem sie Staatsanleihen im Wert von 600 Mrd. Dollar erwarb. Und erst im August bekräftigte Bernanke, dass die Zinsen noch mindestens zwei Jahre auf einem Tiefstand von maximal 0,25 Prozent bleiben werden.

Im Kreuzfeuer der Kandidaten

Unter den Ökonomen und den Wall-Street-Analysten hält sich indes massive Skepsis über den Effekt der „Operation Twist“. Vehementer fällt nur die Kritik der Republikaner an ihrem Parteifreund aus, den Präsident George W. Bush ins Amt berufen hat. Führende Republikaner forderten in einem Brief, die Finger vom fiskalpolitischen Instrumentarium zu lassen und auf die Kräfte der Selbstregulierung zu vertrauen.

Die Präsidentschaftskandidaten würden Bernanke lieber heute als morgen absetzen. Ron Paul plädiert für eine Abschaffung der Fed. Sein texanischer Landsmann Rick Perry – er betitelte sein Buch „Fed up“ („Schnauze voll“) – sprach von „Verrat“ und drohte plump, Bernanke müsste sich in Texas vor einer Tracht Prügel vorsehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2011)

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