Inseratenstreit: Brandstätter wirft Fellner Fälschung vor

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Der „Kurier“-Chef sagt, „Heute“ und „Österreich“ hätten 35 Mio. Euro für wohlwollende Berichterstattung bekommen. Wolfgang Fellner will er klagen.

Eine kurze Pause ist noch nicht das Ende eines Krieges: Zwar war die Donnerstag-Ausgabe von „Österreich“ frei von Häme gegen „Kurier“-Chef Helmut Brandstätter, der ist aber sicher: „Wolfgang Fellner wird mir noch irgendwelche Sachen anhängen“, sagt er der „Presse“. Seit er im „Kurier“ die Inseratenvergabe der Politik an den Boulevard und Gratiszeitungen anprangerte, hat „Österreich“-Chef Fellner ihn im Visier.

Brandstätter meint den Grund zu kennen: „Da bricht ein System zusammen, das über viele Jahr gut funktioniert hat und von dem die einen politisch, die anderen wirtschaftlich gut gelebt haben.“ Laut seinen Berechnungen hätten allein „Heute“ und „Österreich“ in fünf Jahren je 35Millionen Euro an öffentlichem Geld erhalten. Diese 70 Millionen Euro seien „reine Werbung“, meint Brandstätter: „Was noch bezahlt wurde, zum Beispiel an Kooperationen, ist da noch gar nicht drin.“ Das „politische System“ habe dafür von positiver Berichterstattung profitiert.

„Heute“ beteiligte sich am Mittwoch mit einem Beitrag gegen die Presseförderung an der Debatte. Die sei aber „erstens gesetzlich, zweitens offen, und drittens gibt es dafür keine Gegenleistung. Das ist der Punkt“, meint Brandstätter.

Für die Demokratie „verheerend“

Auch der „Kurier“ bekomme nichts von dieser besonderen Förderung (allerdings etwas Vertriebs- und Qualitätsförderung). „Bei uns lautet das Motto trotzdem nicht: Bitte Anzeigen, und wir schreiben gut – oder keine Anzeigen, und wir schreiben schlecht.“ Er werde dagegen „anschreiben, weil ich es für demokratiepolitisch verheerend halte“.

Brandstätter kündigt an, Fellner zu klagen, „wo er die Unwahrheit sagt“. Der behauptet, Brandstätter habe die ÖBB mit seiner Firma Brandstätter Business Communications (BBC; die er vor dem Amtsantritt beim „Kurier“ verkaufte) Lobbying bei der ÖVP angeboten. Und Fellner glaubt, der „Kurier“-Chef sei Partner des Lobbyisten Peter Hochegger gewesen.

Brandstätter dementiert. Fellner habe ein am Montag in „Österreich“ veröffentlichtes Memo manipuliert – den Adressaten Dietmar Ecker herausgelöscht, an den er das Papier bezüglich ÖBB-Lobbying geschickt habe, weil er damals mit Eckers PR-Agentur zusammenarbeitete. „Fellner schreckt vor Fälschungen nicht zurück.“

Unwahr sei auch die Behauptung, er habe für den des Mordes beschuldigten kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev gearbeitet. Dass die BBC im Sommer 2009 mehrere Aussendungen mit Stellungnahmen Aliyevs veröffentlichte (jeweils mit dem Vermerk: „Rückfragehinweis: Brandstätter Business Communications“), bedeute nicht, dass er ihn beraten habe, so Brandstätter: Er habe die Aussendungen für Aliyevs Anwalt Wolfgang Brandstetter gemacht. Der wird darin nicht erwähnt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2011)

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