Faymann & Co.: Wer von ihren Polit-Inseraten profitiert

ihren PolitInseraten profitiert
ihren PolitInseraten profitiert
  • Drucken

Die Politik wendet sich den Boulevardblättern vergleichsweise stärker zu als kommerzielle Kunden. Das belegen neue Zahlen. Die Diskussion um Inseraten-Vergaben sei daher "berechtigt", finfet man in der Agentur Media Focus.

Für politische Beobachter kommt das Ergebnis wohl nicht ganz überraschend: Die Tageszeitungen "Heute", "Österreich" sowie die "Kronen Zeitung" profitieren laut dem aktuellen "Werbebarometer" der Agentur Media Focus Research in besonderem Maße von den Werbeumsätzen aus dem Umfeld der Politik.

Spannend ist aber, dass der Anteil der Boulevardblätter am Werbekuchen der Politik deutlich höher ausfällt als am Gesamt-Werbekuchen. Das oft vorgebrachte Argument, wie die Privatwirtschaft würde eben auch die Politik die Massenblätter für ihre Botschaften aufsuchen, greift damit als einzige Erklärung für die Handhabe der Inseraten-Vergabe zu kurz.

Die Gratis-Zeitung "Heute" etwa wird bei politischen Werbeaktivitäten dreimal stärker genutzt als dies vergleichsweise andere kommerzielle Werber tun. Prozentuell kann "Heute" bei der kommerziellen Werbung unter den Tageszeitungen einen Anteil von 5,1 Prozent verbuchen, bei den "Politik"-Werbeaktivitäten hält die Zeitung hingegen 15,5 Prozent. Insgesamt hält "Heute" unter den Tageszeitungen einen Anteil an den Werbeumsätzen von 6,4 Prozent.

Die Tageszeitung "Österreich" hält 10,5 Prozent am gesamten Tageszeitungs-Werbekuchen. Bei der kommerziellen Werbung kommt das Fellner-Blatt auf 9,9 Prozent, bei Werbeumsätzen aus Parteiwerbung, öffentlichen Institutionen und politik-nahen Unternehmen auf 15,1 Prozent - also der knapp eineinhalbfache Wert.

Auch bei der "Kronen Zeitung" liegt der Werbeumsatz aus "Politik"-Werbeaktivitäten mit 26 Prozent laut Focus über jenem aus der kommerziellen Werbung (22,6 Prozent). Insgesamt hält die "Krone" mit 23 Prozent unter den Tageszeitungen den größten Anteil bei den Werbeumsätzen.

"Diskussion nicht unberechtigt"

Bei allen anderen Tageszeitungen liegt der Anteil an kommerzieller Werbung über jenem an "politischen" Werbeaktivitäten. Auf den "Kurier" etwa entfallen bei der kommerziellen Werbung 11,1 Prozent der Umsätze, bei den Politik-Werbeaktivitäten 9,1 Prozent (gesamt 10,9 Prozent).

Die aktuelle Diskussion um Regierungsinserate sei daher "nicht unberechtigt", meinte Agentur-Geschäfsführer Josef Leitner angesichts der Daten. Die Werbeaktivitäten der Politik bzw. der politik-nahen Bereich sei jedenfalls "mitnichten ein kleiner".

Martina Hörmer, die Präsidentin der International Advertising Association (IAA Österreich), erklärte anlässlich der aktuellen Debatte um Regierungsinserate, sie halte eine Diskussion über ein mögliches Verbot derselben für "völlig verfehlt". Zwar sei es keine Frage, dass Meinung nicht käuflich sein dürfe, so die Präsidentin des Dachverbands der österreichischen Werbewirtschaft. "Aber Information - gerade durch Werbung - ist lebenswichtig für jedes demokratische System", erklärte sie per Aussendung.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Die lähmende rot-schwarze Hassliebe

Sie können nicht miteinander, sie können aber auch nicht ohne einander: der österreichische Spezialfall Große Koalition. Auch das Duo Faymann-Spindelegger steht ganz in dieser Tradition.
Leitartikel

Die Regierung der Schwafler

Ob Aufklärung von Korruptionsvorwürfen oder simple Regierungsarbeit: Faymann und Spindelegger machen es Bürgern leicht, Scheinaktivitäten zu durchschauen.
es Prinzip
Innenpolitik

Inseraten-Beirat als neues, einigendes Prinzip der Koalition

Kanzler Werner Faymann und Vize Michael Spindelegger drängen auf Kriterien für Inseratenvergabe und demonstrieren Harmonie. Details blieben die Regierungs- und gleichzeitig Parteispitzen aber schuldig.
Innenpolitik

U-Ausschuss: Mitterlehner für „umfassende Aufklärung“

Opposition ist sich einig, Koalitionsparteien aber noch nicht. SPÖ will auf jeden Fall verhindern, dass die Inseratenvergabe in der Zeit, als Faymann Verkehrsminister war, zum Thema für das Parlament wird.
Austrian Chancellor Faymann addresses a news conference after a cabinet meeting in Vienna
Politik

Inseraten-Affäre: Beirat soll Minister "überwachen"

Die Regierung einigt sich auf eine strengere Kontrolle ihrer Inserate. Auch ein Verbot der Bilder von Faymann & Co. auf den Anzeigen steht im Raum.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.