Medien: Spiegel der Gesellschaft?

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Der Presserat nimmt die Medien in die Pflicht, mehr Migranten als Journalisten zu beschäftigen. Auch kommen Migrantengruppen in der journalistischen Berichterstattung oft nur negativ vor.

Wien. „Medien sind der Spiegel der Gesellschaft, oder sollten dies zumindest sein“, sagt Alexander Warzilek, Geschäftsführer des österreichischen Presserats. „Und da es in der Gesellschaft Diversität gibt, sollte sich diese Vielfalt auch in den Medien widerspiegeln.“ Die Realität sieht anders aus. Migrantengruppen kommen in der journalistischen Berichterstattung oft nur negativ vor, in den Redaktionen sind sie unterrepräsentiert.

Eine der Aufgaben des Presserates ist es, diesen Tendenzen entgegenzusteuern. Gegen unnötige Erwähnung der Herkunft von Tätern in den Medien schützt eine Antidiskriminierungsklausel im Ehrenkodex, dem Leitfaden zur journalistischen Arbeit. Doch der tägliche Blick in Zeitungen zeigt, dass diese Klausel nicht immer eingehalten wird.

Seit der Neugründung des Presserates ist erst ein knappes Jahr vergangen. Nach acht Jahren Pause (2002 löste sich der Presserat auf) gibt es einiges an Aufholbedarf. Der Text des Ehrenkodex etwa stammt noch aus dem Jahr 1999. Probleme wie rechtsradikale Userkommentare im Internet gab es damals noch nicht. „Wir haben noch keine Praxis gefunden, wie wir mit diesen Kommentaren umgehen werden“, sagt Warzilek.

Vielfalt in den Redaktionen

Was die Diversität und Vielfalt in den Redaktionen und ihre Themenauswahl betrifft, sieht Warzilek die Verantwortung bei den Medienmachern. Viele Migranten haben eine sprachliche Barriere, weshalb sie nicht in deutschsprachigen Medien arbeiten können. Auf sie sollten Redakteure gezielt eingehen, als Sprachrohr fungieren. „Aber es gibt auch eine Menge kluger Köpfe mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache beherrschen und Karriere machen können“. Ein Fan von Quoten ist Warzilek, der übrigens Halbgrieche ist, allerdings nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2011)

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