Appetit auf Baklava? Wirtschaftswachstum ist die Antwort

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Aufgrund der positiven Daten interessieren sich westliche und östliche Nachbarn für das Land zwischen Okzident und Orient.

Nach einem – von der Binnennachfrage getragenen – realen Wirtschaftswachstum von 8,9 Prozent im Jahr 2010 wird heuer in der Türkei ein BIP-Zuwachs von knapp sechs Prozent erwartet. Anders als der EU-Raum konnte das Land ein konstantes Wirtschaftswachstum verzeichnen und „ist auch aufgrund seiner Struktur von der Banken- und Immobilienkrise weitestgehend verschont geblieben“, erklärt Peter Oberlechner, Leiter Immobilienrecht bei Wolf Theiss Rechtsanwälten. Dank des sehr starken Wirtschaftswachstums und der demografischen Struktur eröffnet sich ein dynamischer Raum. „Wirtschaftlich gehört die Türkei für uns zum europäischen Markt und wäre ein interessanter Platz für heimische Investoren“, so Oberlechner. Nicht nur für österreichische.

1,4 Milliarden an Investments

„Der türkische Immobilienmarkt wird durch zwei Regionen gespeist“, erklärt Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate Bank Austria. Sowohl die westlichen, als auch die östlichen Nachbarn der Türkei sind an Investments interessiert. So flossen 2010 rund 1,4 Milliarden Euro in türkische kommerzielle Immobilien, was einer Steigerung von 900 Millionen Euro im Vergleich zum Krisenjahr 2009 entspricht. Damit liegt das Investitionsvolumen 2010 aber noch immer deutlich unter dem Niveau von anderen Ländern, wie Russland mit 2,8 Milliarden Euro oder Polen mit zwei Milliarden.

Alle Arten von Immobilien sind dabei interessant, aber ein Markt sticht besonders heraus: In der Türkei sehe man ein sehr großes Entwicklungspotenzial für Retail Immobilien, so Madlencnik. Der Grund dafür: Es gibt zahlreiche Städte mit Hunderttausenden von Einwohnern, die über kein oder nur ein eingeschränktes Angebot an modernen Shoppingflächen verfügen. Dieses Umfeld birgt Möglichkeiten für Entwickler, „da sich die Nachfrage nach neuen Shoppingcentern nicht nur auf Istanbul und Ankara beschränkt, sondern sich auch auf die vielen weiteren große Städte der Türkei erstreckt“, so Madlencnik. Zwar kam es in den letzten Jahren zu einem Flächenwachstum bei Einkaufszentren, dennoch verfügt die Türkei mit rund 6,5 Millionen Quadratmetern vermietbarer Flächen noch immer über einen relativ geringen Sättigungsgrad. Wobei zwischen Istanbul, Ankara und dem Rest der Türkei zu unterscheiden ist: Während in der Stadt am Bosporus die Sättigung mittlerweile bei 210 Quadratmetern vermietbarer Fläche pro 1000 Einwohner liegt – ähnlich wie in Ankara mit gut 200 Quadratmetern – weist der Durchschnitt in der Türkei 75 Quadratmeter pro 1000 Einwohner auf. Einige der größten Malls Europas sind in der Metropole am Bosporus entstanden.

Neue Malls als Marktplätze

Während man in den Anfängen bei den Shoppingmalls eher auf westliche Konzepte gesetzt hat, findet jetzt „eine kleine Revolution statt“, so Alexander Budasch, Geschäftsführer der Immobilienrating GmbH. In den letzten Jahren wurden moderne, nachhaltige und innovative Shoppingcenter-Typologien umgesetzt. Budasch: „Es gibt zahlreiche Shoppingcenter mit Open Malls – hier werden Stadtzentren nachgebildet. Die Idee dahinter ist, Marktplätze zu schaffen.“

Der Fokus des Development- und Investmentmarkts für Büroimmobilien liegt ebenfalls auf Istanbul. In dieser Metropole konzentrieren sich rund 80 Prozent der Gesamtbürofläche der Türkei. Aber selbst in Istanbul ist die Sättigung an Büroflächen mit 2,3 Millionen Quadratmetern im internationalen Vergleich sehr gering. Durch die steigenden Grundstückspreise im europäischen Teil beginnt sich nun auch der asiatische Teil Istanbuls weiterzuentwickeln. Zumal hier die Grundstückspreise noch günstiger sind. „Die Entwicklung betrifft speziell den Bereich Büro- und Logistikimmobilien, damit wird ein gewisser Ausgleich zum europäischen Teil geschaffen“, so Budasch.

Starkes Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und der Trend zu kleineren Haushaltsgrößen: Das sind die entscheidenden Faktoren, die sich auf den Wohnungsmarkt auswirken. Es herrscht im ganzen Land ein extremer Bedarf an Eigentumswohnungen, der fast nicht zu decken ist. „Entwickler können in diesem Umfeld fast nichts falsch machen“, ergänzt Karla Schestauber, Immobilienanalystin der Bank Austria.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2011)

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