Bischof weicht Druck Konservativer

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Bischof weicht Druck Konservativer(c) APA (Robert Newald)
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Bischof Schwarz zu seinen Motiven für die Rücknahme der Abberufung eines Priester. In der Innviertler Pfarre soll es in den letzten Jahren zur Spaltung des Kirchenvolks gekommen sein.

Linz. Der Schwenk kam unerwartet: Kurz vor seiner für den 6. Oktober geplanten Abberufung ist nun die Amtszeit für den umstrittenen Pfarrer Andrzej Skoblicki verlängert worden. Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz wird den konservativen polnischen Geistlichen nun nicht wie geplant von Kopfing abziehen.

In der Innviertler Pfarre soll es in den letzten Jahren durch Skoblickis von Kritikern als radikal empfundene Ansichten zu Sexualität, Ehe und Sünde zur Spaltung des Kirchenvolks gekommen sein. Die Motive für den Rückzieher nennt Schwarz im Gespräch mit der „Presse“: Personalnot und Enttäuschung unter den Gläubigen.

Im Hintergrund ist zuletzt aber auch das Lobbying einschlägiger Internetmedien für Pfarrer Skoblicki aktiv geworden, auch innerkirchlich hat die ursprüngliche Entscheidung, Skoblicki „aus Sorge um die Einheit der Pfarre“ zu entpflichten, für Irritation gesorgt: Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun etwa sprach öffentlich von „innerkirchlicher Christenverfolgung“. Auch aus Polen, dem Heimatland Skoblickis, soll der Druck auf Schwarz verstärkt worden sein.

Schwarz: Menschen waren enttäuscht

Für seine Aussage habe sich Laun inzwischen entschuldigt, sagt Schwarz, die Sache sei bereinigt. An einer kolportierten Intervention aus Polen „sei kein Wort wahr“, entgegnet Schwarz. Die Umstände seiner Entscheidung zur Entpflichtung, die er damit begründet hatte, dass „kein versöhntes Miteinander“ mehr möglich sei, konnte vielmehr von vielen Gläubigen nicht nachvollzogen werden: „Die Menschen waren tief betroffen, viele haben sich enttäuscht gezeigt und in Briefen, Gesprächen und Mails dieser Enttäuschung Ausdruck verliehen.“

Zudem sei zu Wochenbeginn der als Nachfolger geplante Priester nicht mehr bereit gewesen, die Aufgabe in Kopfing zu übernehmen: „Er fühlte sich überfordert, das ist menschlich und das muss man verstehen.“ Es sei deshalb seine Aufgabe gewesen, so Schwarz, dieser geänderten Situation entsprechend die ursprüngliche Entscheidung zu überdenken: „Wenn man die Personalsituation kennt, gab es ohnehin wenig Alternativen.“ Schwarz habe die Pfarre nicht führungslos lassen wollen und glaubt nun an eine Versöhnung der Anhänger und Kritiker Skoblickis: „Alle Gruppen sind aufgefordert, aufeinander zuzugehen, damit die Risse überwunden werden können.“

Pfarrer: „Kreuzannahme“, keine Freude

Ob dieser Wunsch wahr wird, ist allerdings fraglich: Wie die Stimmungslage in Kopfing zeigt, dürfte es eher zu einer Zuspitzung der Situation kommen. Die Aktionsgruppe, die sich als Gegenpol zum Wirken des Pfarrers gegründet hat, arbeitet bereits an neuen Initiativen: „Wir werden sicher nicht aufgeben, im Gegenteil. Dieser Rückzug vom Rückzug wurde über die Köpfe der Menschen hier vor Ort getroffen. Wir bekommen gerade massiven Zulauf. Was da gelaufen ist, ist ein Skandal“, sagt Johann Weibold, einer der Sprecher der Aktionsgruppe.

Der Druck, der nach Bekanntwerden der Entpflichtung Skoblickis in einflussreichen christlich-fundamentalistischen Netzwerken aufgebaut wurde, ist tatsächlich beachtenswert: In den Onlinemedien von Kathnet, Kreuznet und Gloria-TV wurde seit Tagen in zum Teil aggressivem Ton Stimmung gegen Schwarz gemacht, eine Adresse für Solidaritäts-E-Mails für Skoblicki wurde eingerichtet, es stand die Drohung einer Demonstration im Bischofshof im Raum.

Der Pfarrer selbst, der nach wie vor die ungebrochene Unterstützung des Pfarrgemeinderats hinter sich hat, empfindet die Verlängerung in Kopfing „nicht als Freude, sondern wie eine Kreuzannahme“. Unwahrheiten, die über ihn verbreitet worden seien, bedürften nun einer Klärung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2011)

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