Der in den USA geborene al-Qaida-Propagandist al-Awlaki kam durch einen Drohnenangriff um. Er war einer der weltweit meistgesuchten Terroristen und al-Qaidas wichtigstes Propagandainstrument in englischer Sprache.
Kairo/Sanaa. Er stand ganz oben auf der Fahndungsliste der USA. Anwar al-Awlaki war das meistgesuchte al-Qaida-Mitglied im Jemen. Zwei US-Regierungsmitarbeiter bestätigten nun gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass al-Awlaki in der Nacht auf Freitag mit einer Drohne getötet worden sei. Aus Stammeskreisen war zu hören, dass ein Fahrzeug, mit dem al-Awlaki unterwegs war, in der Provinz Marib im Osten des Landes in die Luft gejagt wurde.
Kontrovers wird nun diskutiert, welche Rolle der 40-jährige Prediger im Netzwerk al-Qaidas tatsächlich eingenommen hat. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte im Juli, al-Awlaki stehe mit dem ägyptischen al-Qaida-Chef Aiman Zawahiri auf der Liste der weltweit meistgesuchten Terroristen der USA.
US-Präsident Barack Obama hatte ihn bereits im April als ersten Amerikaner auf die Liste des US-Geheimdienstes CIA gesetzt, auf der Personen stehen, die „tot oder lebendig“ gefangen genommen werden sollen.
Al-Awlaki war wahrscheinlich al-Qaidas wichtigstes Propagandainstrument in englischer Sprache. Mit seinen im Internet verbreiteten Predigten verschaffte der im US-Bundesstaat New Mexico geborene Sohn jemenitischer Eltern dem Terrornetzwerk auch außerhalb des arabischen Sprachraumes Gehör. Der nigerianische „Unterhosenbomber“ Umar Faruk Abdulmutalib soll bei seinem 2009 versuchten Flugzeugattentat ebenso von ihm inspiriert worden sein wie Nidal Malek Hassan, der zuvor 13 Menschen auf dem US-Militärstützpunk Ford Hood erschossen hat. In arabischen Medien wurde al-Awlaki keine so hohe Bedeutung beigemessen. Er habe bei al-Qaida auf der arabischen Halbinsel“ (AQAP) „nie eine wichtige Position eingenommen“, glaubt der jemenitische Journalist Hakim al-Masmari, Chefredakteur der „Yemen Post“. Operativ eher am Rande von AQAP, war al-Awlakis Rolle innerhalb al-Qaidas allerdings ironischerweise umso mehr gewachsen, je mehr er von westlichen Geheimdiensten und Medien ernst genommen wurde.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2011)