Uni-Verwaltung. Die heimische Hochschullandschaft ist von Vielfalt geprägt. Reformen gestalten sich schwierig.
Wien/Chs/Beba. So manche Universität im europäischen Ausland macht bereits vor, wie es funktionieren kann: Angesichts des von der niederländischen Regierung eingefrorenen Budgets planen derzeit etwa die Uni von Leiden, die TU Delft und die Erasmus-Uni in Rotterdam, sich zusammenzuschließen. Das Ziel: Man wolle im internationalen Vergleich weiter vorn mitspielen. In Dänemark wiederum entstand vor einigen Jahren durch den Zusammenschluss dreier Unis die größte Hochschule Skandinaviens.
Auch in Österreich werden die Stimmen, die die Zusammenlegung von Universitäten fordern, immer lauter. Ebenso Doppelgleisigkeiten bei Studienrichtungen – etwa parallele Chemiestudien an Voll- sowie technischen Unis innerhalb einer Stadt – stehen im Fokus der Diskussion. Genährt hat die Debatte nun Uni-Minister Karlheinz Töchterle selbst, der – als Exrektor der Uni Innsbruck – ausgerechnet bei einer Podiumsdiskussion in Tirol Überlegungen zu einer Fusion seiner ehemaligen Hochschule mit der 2004 ausgegliederten Med-Uni anregte.
Die Rückführung der Medizin in ihre Stammuniversitäten wird auch in Expertenkreisen befürwortet. Habe es sich bei der Ausgliederung doch „ohnehin um eine wenig sinnvolle Regelung gehandelt“, wie es etwa Klaus Schedler, Hochschulexperte der Wirtschaftskammer, formuliert. Diese sei nicht sachlich begründet gewesen – sondern nur finanziell: Die Unis hätten Angst gehabt, dass ihre (damaligen) medizinischen Fakultäten zu große Teile der Globalbudgets, die pro Uni vergeben werden, an sich reißen – während „die Rest-Uni durch die Finger schaut“.
Ein konfliktträchtiges Nebeneinander
Derzeit ist die Hochschullandschaft vor allem von Vielfalt geprägt – neben den 21 Universitäten gibt es 13 Privatunis, 21 Fachhochschulen sowie 14 pädagogische Hochschulen (siehe Grafik). Allein in Wien gibt es neun öffentliche Unis. Vielfach herrscht zwischen den Hochschulen – bestenfalls – ein friedliches Nebeneinander. Vor allem das Verhältnis von Unis und Fachhochschulen ist seit jeher konfliktträchtig. Ob es zu Kooperationen und Synergien kommt, hängt zumeist (nur) an den handelnden Personen.
Als Vorbild gelten die Grazer Hochschulen, die sich unter dem Titel „Nawi Graz“ etwa im Bereich der Naturwissenschaften zusammengetan haben. TU Wien, TU Graz und Montan-Uni Leoben kooperieren wiederum im Projekt „TU Austria“. Vielfach hat die Zusammenarbeit von Institutionen nicht primär strategische, sondern auch finanzielle Gründe. Vor allem, wenn es (wie etwa in den technischen Fachrichtungen) um die Anschaffung teurer Geräte geht.
Echte Fusionen wagt derzeit niemand. Auch, weil sie gesetzlich gar nicht möglich sind. Im Universitätengesetz (UG) sind alle bestehenden Unis festgeschrieben, eine darüber hinausgehende Regelung gibt es nicht. Im Zuge des „Österreichischen Hochschulplans“, den der Wissenschaftsminister erarbeitet, könnten derartige Hürden fallen.
Doch selbst wenn die gesetzlichen Möglichkeiten geschaffen würden, wäre unklar, ob eine Uni den Schritt wagt. Die eigene Institution infrage stellen will niemand. Die Angst vor Durchgriffen der Politik ist groß. „Zwangsehen erhöhen bestenfalls das Konfliktpotenzial“, sagt Rektorenchef Hans Sünkel. Dies hätte nur eine „Welle der Demotivation zur Folge“.

Andere Rektoren verweisen auf den nötigen Wettbewerb zwischen den Unis. So wie Angewandte-Chef Gerald Bast, der die oft kolportierte Fusion mit der Akademie der bildenden Künste ablehnt. Und zwar „nicht aus einer unreflektierten emotionalen Reaktion heraus“, wie Bast sagt. „Sondern, weil sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, dass der Wettbewerb für beide Institutionen ein enormer Antrieb ist.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2011)