Das dänische Fettnäpfchen

Mit der Einführung einer Fettsteuer hat Kopenhagen den Vogel abgeschossen.

Die Nachricht schlug ein wie eine Schwedenbombe. Als erstes Land der Welt hat Dänemark eine Fettsteuer eingeführt. Ob Hamburger, Milch, Pommes oder Fleisch: Für Produkte mit gesättigten Fettsäuren müssen die Dänen von nun an mehr Kronen auf den Tisch legen.

Auf den ersten Blick mag das sinnvoll erscheinen. Warum soll jener Teil der Steuerzahler, der sich gesund ernährt, finanziell für die Essensfreude ungesunder Dicker, die das Gesundheitssystem schwer belasten, geradestehen? Außerdem: Gesellschaftspolitisch ist es durchaus löblich, wenn eine Regierung ihre Bevölkerung zu gesünderer Ernährung animieren will.

Trotzdem hat die Fettsteuer einen bitteren Beigeschmack. Das Land hat bereits jetzt die höchste Abgabenquote Europas (ja, es gibt wirklich noch Länder – drei an der Zahl –, wo sie höher ist als in Österreich), die Umsatzsteuer liegt bei stolzen 25 Prozent. Anstatt eine weitere Steuer draufzuknallen, wäre es klüger gewesen, eine Werbekampagne für bessere Ernährung zu starten.

Ganz abgesehen davon: Die Berechnung der Steuerschuld ist höchst problematisch, der bürokratische Aufwand enorm, dem Steuerbetrug sind Tür und Tor geöffnet. Mit der Einführung einer Fettsteuer sind die Dänen nicht zuletzt deshalb in ein Fettnäpfchen getreten.

stefan.riecher@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2011)

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