21 Universitäten sind zu viel

Hochschulpolitiker und Rektoren haben viele Ideen, wie der Uni-Sektor effizienter gestaltet werden kann. Jetzt muss sich nur noch jemand trauen, sie umzusetzen.

Jetzt also die Med-Uni Innsbruck: Wie andere kleine Hochschulen vor ihr ist nun auch sie Teil der aufkeimenden Debatte um einen schlankeren und effizienteren Uni-Sektor geworden. Der konkrete Vorschlag: die Fusion (genauer: die Wiederzusammenführung) mit der Universität Innsbruck, von der sich die Tiroler Med-Uni erst vor acht Jahren als eigenständige Hochschule abgespaltet hat.

Die Med-Uni ist damit in bester Gesellschaft. Denn die Liste der kolportierten Kandidaten für Uni-Fusionen ist lang. Sie reicht von den (tendenziell kleinen) Kunst-Unis, derer es in Wien gleich drei gibt, bis zur Veterinärmedizinischen Universität, die so mancher gern unter einem Dach mit der Universität für Bodenkultur sähe. Auch der Wortmeldungen gibt und gab es viele: so etwa jene des scheidenden Rektorenchefs Hans Sünkel, der die Debatte im „Presse“-Interview im Vorjahr („21 Unis in einem so kleinen Land, das ist verdammt viel“) überhaupt erst anstieß. Viele Rektorenkollegen taten es ihm seither gleich – wie auch so mancher Politiker. Zuletzt war es Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, der bekundete, den Unis diesbezüglich keine Steine in den Weg legen zu wollen.


Diskussionswürdig wäre die Idee, den stark fragmentierten Hochschulsektor administrativ zu verschlanken, jedenfalls. Und zwar nicht nur aus Kostengründen. Vielmehr geht es darum, die Unis fit für den internationalen Standortwettbewerb zu machen, in dem immer stärker auch die „kritische Masse“ zählt, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Kooperationen und Partnerschaften, wie sie manche heimische Unis bereits eingegangen sind, können ein erster Schritt sein. Mehr aber nicht. Dass Uni-Fusionen funktionieren können, zeigt nicht zuletzt der Blick ins europäische Ausland.

Und dennoch. Passiert ist in Österreich trotz vieler Worte bisher nichts. Warum, ist leider relativ leicht zu beantworten. Denn in der Debatte ist ein einfaches, immer wiederkehrendes Muster zu erkennen: Sooft Uni-Rektoren vom Ende von Studienrichtungen oder ganzen Unis sprechen, meinen sie konsequenterweise nie die eigene Institution. Einfacher ist es, den Kollegen (gern via Medien) auszurichten, was (am besten in einer anderen Stadt) nicht mehr benötigt werde. Auch echte Konzepte, wie eine Fusion inhaltlich ausgestaltet sein könnte, scheint niemand zu haben. Die meisten Vorschläge klingen eher wie bloße Drohgebärden im Budgetstreit mit der Politik.

Die Politiker wiederum, die sich des Themas annehmen, argumentieren – zumindest bei genauerem Hinsehen – ganz ähnlich: Man befürworte zwar Fusionen, „oktroyieren“ wolle man den Unis aber nichts, so die Sprachregelung. Schließlich seien die Universitäten autonom. Der Hinweis auf die Autonomie ist zwar in der Sache richtig, aber dennoch scheinheilig. Ist er aus dem Mund heimischer Politiker (Uni-Minister Karlheinz Töchterle, immerhin Exrektor, vielleicht ausgenommen) doch meist nur zu vernehmen, wenn es gilt, unangenehme Entscheidungen abzuschieben.

Der gemeinsame Nenner: Niemand will die Verantwortung übernehmen. Der Grund dafür: Die Fusion von Hochschulen wäre im Kern nichts anderes als eine Verwaltungsreform. Und an eine solche traut sich in Österreich – siehe Schulverwaltung – schon per se niemand heran. Immerhin brächte die Reform neben finanziellen Einsparungen auch schmerzhafte Einschnitte, Kürzungen und Umstellungen mit sich. Und das führt zu Widerständen, die man sich lieber erspart.


Und dennoch – die Zeit ist reif für Restrukturierungen. Nicht zuletzt arbeitet Töchterle gerade jetzt an jenem „Hochschulplan“, der die Profile und das Wirken der einzelnen Institutionen besser abstimmen soll. Gefordert ist aber – im Sinne der wertvollen Autonomie – nicht der Minister allein. Sondern die neue „Hochschulkonferenz“, deren Gründung er erst in der Vorwoche fixiert hat. Darin sitzen Vertreter von Universitäten, FH und Ministerium – alle relevanten Akteure sind damit vertreten. Sie täten nun gut daran, nicht die übliche Arbeitskreismentalität an den Tag zu legen und Konzepte für den Papierkorb zu produzieren, sondern endlich mit mutigen und umsetzbaren Konzepten aufzuzeigen.

E-Mails an: christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2011)

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