Streit um Pfarrer: Jetzt ermittelt die Polizei

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Ein Drohbrief, zwei parallele Messen, Gerangel vor der Kopfinger Kirche: Der Streit zwischen Anhängern und Kritikern des radikal-konservativen Pfarrers eskaliert.

Linz. Im Kopfinger Pfarrstreit wird nun auch polizeilich ermittelt: ein Drohbrief, adressiert an einen der Kritiker des als radikal-christlich geltenden Pfarrers Andrzej Skoblicki, wird derzeit untersucht. „Wir prüfen noch die strafrechtliche Relevanz“, sagt ein Beamter der Polizeiinspektion Münzkirchen zur „Presse“.

Außerdem sollen mögliche Spuren und Hinweise der Urheberschaft des Briefs sichergestellt werden. Laut Auskunft der Sicherheitsdirektion Oberösterreich dürfte der Inhalt des anonymen Briefs zwar „eher harmloser“ Natur sein, allerdings sei damit eine neue Dimension in der Spaltung der Pfarrgemeinde erreicht, meint einer der Aktivisten der Arbeitsgruppe Kopfing, die die Abberufung Skoblickis gefordert hat – und der nach den aktuellen Vorkommnissen nicht mehr namentlich genannt werden möchte: „Wir erwarten uns von der Diözese, dass sie eingreift. Man kann nicht solche Entscheidungen treffen und tatenlos zusehen, wie sich die Leute zerfleischen.“ Pastorlamtsleiter Willi Vieböck erklärt, dass bereits an einem Instrumentarium der Begleitung und einem Mediationsverfahren gearbeitet werde: „Es gibt ein Auseinanderdriften, da muss man etwas tun.“

Paralleler Gottesdienst

Seit Tagen eskaliert die Situation zwischen Anhängern und Kritikern Skoblickis: Nachdem Bischof Ludwig Schwarz die geplante Versetzung des erzkonservativen Priesters nach zwei Wochen zurückgenommen hatte, brach der seit Langem schwelende Streit über die Führung der Pfarre von Neuem los. Der umstrittene polnische Priester ist laut seinen Gegnern für „sektenähnliche Zustände“ verantwortlich. Er predige nicht nur eine besonders restriktive Sexualmoral, die schon zu ehelichen Konflikten geführt haben soll, er habe außerdem uneheliche Kinder als „Kinder der Sünde“ bezeichnet und Teile der örtlichen schulischen Institutionen gegen sich aufgebracht. Am vergangenen Sonntag führte die offensichtlich weit fortgeschrittene Spaltung der Pfarre zur Abhaltung von zwei Gottesdiensten zum Erntedankfest: Eine Messe fand mit Skoblicki und seinen Anhängern in der Kirche statt, die zweite in einem Park durch einen pensionierten Priester einer Nachbarspfarre. Dabei soll es – beim Gerangel um die Erntedankkrone – auch zu einem Angriff auf einen der Gegner Skoblickis gekommen sein.

„Es muss Parteiung geben“

Skoblicki, dessen Abberufung von Schwarz zunächst damit begründet wurde, dass es ihm nicht gelungen sei, „bei vielen Menschen entstandene Einwände, Konflikte und Ängste so weit auszugleichen, dass ein versöhntes Miteinander“ möglich sei, bat in seiner Erntedankpredigt um Vergebung. Er zitierte aber auch folgende Zeilen aus dem Korintherbrief: „Es muss Parteiungen unter euch geben, nur so wird sichtbar, wer unter euch treu und zuverlässig ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2011)

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