Kein iPhone 5 am Dienstag, der Tod des Mastermind am Donnerstag – gehen Apple nun die Innovationen aus?
Nach dem Tod von Steve Jobs erscheint die enttäuschende iPhone-Präsentation noch signifikanter. Weniger, weil Tim Cooks Charisma nicht an das von Jobs heranreicht, sondern weil statt eines neuen, „schönen“ Geräts nur innovative Software gezeigt wurde. Dass dafür das Vorgänger-iPhone billiger wird, ist einerseits ein logischer Schritt, andererseits ein Alarmzeichen. Auf der Preisfront wird Apple gegen die Android-Armada kaum bestehen können.
Beginnt Apple bereits seinen Glanz zu verlieren? Für diese Befürchtung ist es noch zu früh – eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und so werden umgekehrt eine enttäuschende Präsentation und ein paar Prozentpünktchen weniger auf dem Aktienmarkt das weltweit wertvollste Technologieunternehmen nicht gleich auf Talfahrt schicken.
Allerdings zeigte sich am Dienstag, dass brave Weiterentwicklung nicht genügt. Um den Höhenflug fortzusetzen braucht Apple spektakuläre Neuerungen in kurzer Abfolge, nun umso mehr, als die Entwickler in Cupertino beweisen müssen, dass sie dazu auch ohne den Visionär Steve Jobs imstande sind. Die Latte für das iPhone 5 liegt jedenfalls jetzt noch höher. Es muss begeistern – und zwar bald.
Alternativ eine Verschwörungstheorie: Das fertige iPhone 5 wurde absichtlich zurückgehalten, und Apple präsentiert sich – nach Trauerzeit – in gewohnter Manier „besser als jemals zuvor“.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2011)