Gabriela Moser: Aufdeckerin ohne Starallüren

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"Ärger" ist die Motivation für ihre stete Enthüllungsarbeit: Gabriela Moser soll den Korruptions-Untersuchungsausschuss im Parlament leiten. Die Linzerin arbeitete lange als Sachpolitikerin im Hintergrund.

Gabriela Moser ist die Frau, der Österreich die Veröffentlichung der Grasser-Meischberger-Protokolle verdankt. Als die grüne Nationalratsabgeordnete die „Was war meine Leistung?“-Abhandlung zum ersten Mal las, war sie zwischen Lachanfall und Kopfschütteln hin- und hergerissen, sagt Moser zur „Presse am Sonntag“. Die Idee, die auf anderem Wege aus rechtlichen Gründen problematische Veröffentlichung der Protokolle durch eine parlamentarische Anfrage zu umgehen und damit öffentlichen Druck zur Aufklärung zu erzeugen, stammt von ihr. Im Gegensatz zur satirischen Lesung, die auf die parlamentarische Anfrage folgte, ließ die Aufdeckerin der Grünen aber Privates und Namen, die nicht direkt mit der Causa zu tun hatten, unerwähnt.


Hartnäckig und fleißig. An persönlicher Profilierung scheint der 57-Jährigen wenig zu liegen. Sie gilt als Sachpolitikerin im besten Sinne des Wortes – Starallüren sind ihr fremd. Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass sie trotz ihrer Fähigkeiten mehrmals knapp davor war, ihr Nationalratsmandat zu verlieren und – was den Bekanntheitsgrad betrifft – hinter Parteifreunden wie Peter Pilz weit zurückblieb.Sie gilt als hartnäckig, extrem fleißig, absolut uneitel und integer. Wahrscheinlich die besten Voraussetzungen für die Leitung des Megauntersuchungsauschusses um die Korruptionsaffären von Telekom über Blaulichtfunk und Buwog bis zu Regierungsinseraten. Sie hat bereits angekündigt, den Job übernehmen zu wollen: weil sie extrem gut eingearbeitet sei und mit allen Fraktionen gutes Einvernehmen pflege.

Moser, die vor ihrer politischen Tätigkeit am Akademischen Gymnasium in Linz Deutsch und Geschichte gelehrt hatte, lernte das Terrain der Kontrollarbeit im Rechnungshofausschuss, dem sie seit 1999 angehört, kennen. Ihr bisher größter realpolitischer Erfolg stand aber am Beginn ihrer Karriere: die erfolgreichen Verhandlungen für strenge Umweltschutzauflagen der Linzer Großindustrie. Moser hatte sie als Fraktionsführerin der Grünen im Linzer Gemeinderat mit dem nötigen Druck vorangetrieben. Bevor sie 1994 in den Nationalrat wechselte, engagierte sie sich gegen Wackersdorf und das Atomkraftwerk Temelin.


Es begann mit der Linzer Luft. Von Beginn an bis heute ist ihre Motivation „Ärger“: „Ärger etwa über die Linzer Luft, die damals so verdreckt war, dass man zum Putzen der Fenster auf Straßenseite doppelt so lang brauchte wie für die Gartenseite.“ Nun ist es „Ärger zu sehen, wie Vermögen der Republik verschleudert wird“. Und so türmen sich seit ihrem Einstieg in die Aufdeckerrrolle Skylink-, Grasser- oder Telekom-Kisten in Mosers Arbeitszimmer: „Und die ÖBB hab ich im Hängeordner.“ Moser pendelt zwischen Wien und Linz – seit 27 Jahren ohne eigenes Auto. Obwohl die Bus- und Bahnfahrpläne „immer weiter ausgedünnt werden“ und Moser oft in letzter Minute bei Terminen auftaucht, ist sie konsequente Benützerin öffentlicher Verkehrsmittel und von Fahrrädern geblieben.

Mit ihrem Mann, einem deutschen Physiker, wohnt die grüne Parlamentarierin in einem von der Großmutter geerbten Haus in der Linzer Mozartstraße. Von ihr hat sie auch die Hartnäckigkeit und „die Freude an der Vorstellung, etwas verbessern zu können“, glaubt Moser. Ihre Kollegen im Parlament sehen die 1954 geborene Linzerin nach ihrer eigenen Einschätzung „wahrscheinlich als lästig. Aber sie tragen es mit Humor.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2011)

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