Burn-out: Jeder fünfte deutsche Lehrer denkt an Frühpension

Nicht einmal die Hälfte der deutschen Lehrer glaubt, bis zur Pensionierung durchzuhalten. Das besagt eine aktuelle Studie. Auch in Österreich leiden viele Lehrer unter psychischer Belastung.

Den Lehrern geht es schlecht: Laut einer aktuellen Studie glaubt fast jeder fünfte Lehrer in Deutschland, dass er aufgrund der hohen gesundheitlichen Belastung vorzeitig die Pension antreten muss. Das ergab eine Befragung von 1300 Lehrkräften zwischen 24 und 65 Jahren, die die Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag der deutschen Krankenkasse DAK durchgeführt hat. Nur 41 Prozent der Befragten glauben, dass ihre gesundheitliche Verfassung gut genug ist, um bis zur Pensionierung durchzuhalten. Besonders weibliche Lehrkräfte befürchten, ihre Lehrtätigkeit vorzeitig aufgeben zu müssen.

Die größten Belastungsfaktoren für Lehrerinnen und Lehrer sind der Studie nach "Zeitdruck, fehlende Erholungspausen und große Leistungsunterschiede bei den Schülern", so Cornelius Erbe von der Krankenkasse DAK in einer Aussendung. Die Leiden der Lehrer werden als "Kognitive Beanspruchung" beschrieben - 45 Prozent der Befragten gaben an, nach der Arbeit schlecht abschalten zu können und oft an Schwierigkeiten in der Schule denken zu müssen. Ein Drittel der befragten Lehrer erklärte außerdem, "emotional hoch beansprucht zu sein". Sie fühlen sich gelegentlich "wie ein Nervenbündel" und reagierten ungewollt gereizt.

„Emotionale Beanspruchungen treten häufiger an Schulen auf, an denen die Schulleitung weniger mitarbeiterorientiert ist und es Unstimmigkeiten oder Streit im Kollegium gibt“, erklärt Projektleiter Lutz Schumacher von der Leuphana Universität Lüneburg. Es gebe zentrale Schutzfaktoren, die helfen, mit Belastungen umzugehen und die Gesundheit zu stärken. Im Lehrerberuf stellten neben sozialer Unterstützung durch die Familie auch die Zusammenarbeit im Team wichtige Schutzfaktoren dar.

Prävention statt Frühpension

Auch in Österreich gehören Stress, Angst, Depression und Burn-out zu den häufigsten Krankheiten im Lehrerberuf. Rund 40 Prozent der Lehrer in Österreich die im Rahmen einer Studie zum Thema Lehrergesundheit (WHO-HBSC-Survey) befragt wurden berichten, regelmäßig von physischen, psychischen oder psychosomatischen Beschwerden betroffen zu sein. Erst kürzlich haben zwei Grazer Erziehungswissenschafterinnen ein Präventionsprogramm für Lehrer vorgestellt (Lehrer.DiePresse.com.berichtete). Bei dem Programm "GO!" (Gesundheit und Optimismus für LehrerInnen), das vom Verein "activelife" für steirische Hauptschullehrer kostenlos angeboten wird, werden Strategien vermittelt, die Lehrerinnen und Lehrern bei der Stressbewältigung im Schulalltag helfen sollen.

Was ist Burn-out?

Unter dem Begriff "Burn-out" versteht man einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung sowie verringerter Leistungsfähigkeit. Das Burn-out-Syndrom entwickelt sich in der Regel über einen längeren Zeitraum. Oftmals sind es sehr engagierte und motivierte Personen, die langsam resignieren und sich gesellschafltich zurückziehen. Schließlich kommt es zu körperlichen Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Problemem, Herzklopfen oder Depressionen. Die Ursachen sind dabei sehr unterschiedlich, wobei zumeist starker beruflicher aber auch persönlicher Stress, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, eine Rolle spielt.

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