Inserate: „Kurier“ kündigt Klage gegen Darabos an

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Die Tageszeitung „Kurier“ wirft Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ vor, in der ORF-„Pressestunde“ am Sonntag die Unwahrheit über ihren Chefredakteur gesagt zu haben, und verlangt eine Gegendarstellung.

Wien/Red. Der „Kurier“ kündigte am Montag eine Klage gegen den Verteidigungsminister an: Die Tageszeitung wirft Norbert Darabos (SPÖ) vor, in der ORF-„Pressestunde“ am Sonntag „bewusst“ die Unwahrheit gesagt zu haben, und verlangt eine Gegendarstellung.

Im Zusammenhang mit den Inseratenvorwürfen gegen Kanzler Werner Faymann hatte Darabos bei seinem TV-Auftritt erklärt: „Übrigens hat mir oder meinem Pressesprecher der ,Kurier‘-Chefredakteur gestern geschrieben, dass er gerne eine Kampagne machen würde für den Nationalfeiertag. Und hat gemeint, dann wäre natürlich auch ein Interview des Ministers dabei. Das ist Teil des Pakets, Teil des gekauften Pakets.“

Das „Kurier“-Anbot über eine Verlagsbeilage an den Pressesprecher des Ministers, verfasst von einem Key Account Manager, liegt der „Presse“ vor: Darin wird auch ein Interview mit Darabos in Aussicht gestellt und versichert, dass die Beilage „journalistisch via ,Kurier‘ unterstützt“ werde.

Die Zeitung bestritt am Montag jeden Zusammenhang mit der Redaktion: Die Anzeigenabteilung habe dem Ministerium „eine klar gekennzeichnete Verlagsbeilage“ angeboten. Es handle sich um ein „entgeltliches Periodikum“, von dem die Chefredaktion zwar wisse, mit dem die Redaktion aber nichts zu tun habe. Der Minister könne „offenbar nicht mehr zwischen Redaktion und Anzeigen unterscheiden“, mutmaßte die „Kurier“-Chefredaktion und fragte, ob dies „eine Folge der Inseratenaffäre“ sei, „in der Grenzüberschreitungen an der Tagesordnung waren“.

Darabos-Sprecher schießt zurück

Darabos' Pressesprecher Stefan Hirsch reagierte umgehend auf die Klagsandrohung: Wer würde denn das angebotene Interview mit dem Verteidigungsminister machen, fragte er in Anspielung auf die redaktionelle Unabhängigkeit des „Kurier“: „Der Chefredakteur, ein Redakteur oder die Anzeigenabteilung?“ Das gehe aus dem Angebot „nicht klar hervor“, so Hirsch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2011)

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