Graz: Erste Landeshauptstadt mit "Shared Space"

Am Sonnenfelsplatz gilt nun das Konzept des geteilten Raumes.
Am Sonnenfelsplatz gilt nun das Konzept des geteilten Raumes.(c) APA/STADT GRAZ / FOTO FISCHER (STADT GRAZ / FOTO FISCHER)
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Keine Verkehrszeichen oder Fahrbahnmarkierungen: Der stark frequentierte Sonnenfelsplatz wurde um 750.000 Euro umgebaut.

Alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt, auf diesem Prinzip baut das Verkehrs-Modell "Shared Space" auf. Dabei wird weitgehend auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet. Erstmals wurde in einer österreichischen Landeshauptstadt ein Platz nach dem "Shared Space"-Konzept für den Verkehr freigegeben. Um 750.000 Euro wurde der Sonnenfelsplatz in Graz adaptiert.

Knapp drei Monate war der Platz, an dem pro Tag rund 15.000 Fahrzeuge, zu Spitzenzeiten 3400 Fußgänger und 640 Radfahrer pro Stunde unterwegs sind, für alle Verkehrsteilnehmer gesperrt. Vor dem Umbau trafen sich fünf Straßen an einem Kreisverkehr. Nun gilt das Prinzip der gegenseitigen Rücksichtnahme: "Das Konzept ist ein Beitrag zur besseren Kommunikation im Verkehr", erklärte Rücker.

Der Sonnenfelsplatz gilt als stark frequentiert und das hier umgesetzte Konzept des "geteilten Raums" sei daher nicht nur unter den österreichischen Experten, sondern auch weltweit interessant, meinte die Vizebürgermeisterin.

Optisch hat sich auf dem Platz einiges geändert: Die Verkehrsfläche ist - abgesehen von den Busein- und -ausstiegsstellen - in einer Ebene, aber farblich unterschiedlich gestaltet. Poller und Sitzmöbel deuten auf optimale Bewegungswege hin, geben diese aber nicht zwingend vor. Herrsche viel Verkehr, dürften sich die Fahrzeuge wie früher in einer Art Kreisverkehr bewegen - die Rechtsregel gilt nämlich sehr wohl. Ist dagegen wenig los, darf jeder auch den kürzesten Weg über den Platz wählen.

Frei von schweren Unfällen


Das "Shared Space"-Konzept wurde federführend vom Niederländer Hans Monderman und dem Keuning-Instituut (Groningen) in den 90er Jahren entwickelt und findet heute beispielsweise in den Benelux-Ländern, in Dänemark, Deutschland und England Anwendung. Alle mehr als 100 schon verwirklichten "Shared Spaces" sind - laut Forschungsgesellschaft Mobilität (FGM) als autorisierter Österreich-Partner der Shared Space Foundation - bisher frei von schweren Unfällen.

Das erste "Shared Space"-Projekt in Österreich wurde vor rund einem Jahr in Gleinstätten (Bezirk Leibnitz) in der Südsteiermark umgesetzt. Seit Mai wird in Feldkirchen bei Graz der Ortskern nach dem innovativen Verkehrskonzept umgebaut. In Planung sind weitere Bereiche, etwa in Velden (Kärnten) oder im oststeirischen Gnas.

(APA)

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