Wall Street-Demos: "Menschen brauchen Robin Hood"

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Wall StreetDemos Menschen brauchen(c) Reuters (Shannon Stapleton)
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Vor den Häusern prominenter Milliardäre forderten Anhänger von "Occupy Wall Street" eine höhere Besteuerung von Millionären und Milliardären.

Bis zu 500 Anhänger der Protestbewegung gegen die Macht der Banken und die wachsende soziale Ungleichheit in den USA haben im New Yorker Reichenviertel Upper East Side für eine höhere Besteuerung von Millionären und Milliardären demonstriert. Auf Schildern forderten die Aktivisten der Gruppe "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street!") am Dienstag vor den Häusern prominenter Milliardäre eine Abschaffung aller Steuerprivilegien und den Schutz von Sozialprogrammen.

Dutzende Polizisten begleiteten den Protestzug, zu ernsteren Zwischenfällen kam es jedoch nicht. Die Upper East Side direkt am Central Park hat dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" zufolge die höchste Milliardärsdichte der Welt.

"Die Menschen brauchen einen Robin Hood"

Vor dem Luxus-Appartementkomplex des Chefs der Bank JP Morgan Chase, Jamie Dimon, skandierten die Demonstranten am Dienstag unter anderem: "Die Menschen brauchen einen Robin Hood!". Der Protestzug durch Manhattans Upper East Side führte auch an den Wohnungen von Medienmogul Rupert Murdoch und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg vorbei.

"Die USA sind reich, aber der Reichtum ist dramatisch ungleich verteilt", sagte die Gewerkschafterin Angeline Echeverría. "Wir wollen Jobs, von denen man auch leben kann und die sicher sind." Die Banken hätten Milliarden Steuergelder "geschluckt". "Es ist nicht fair, dass sie sich jetzt nicht an der Bewältigung der Krise beteiligen, sondern lieber Millionenboni auszahlen. Das sind Prämien von unseren Steuergeldern."

Polizei musste nicht einschreiten

Die Polizei hatte die Eingänge einiger Häuser mit Gittern abgesperrt. Beamte in Uniform und Zivil sicherten die Wohnsitze von Murdoch, des Chase-Bankchefs Jamie Dimon, des Kunstmäzens und "Tea Party"-Unterstützers David Koch und anderer Milliardäre. Sie musste aber nicht einschreiten.

Der Protest von ein paar Dutzend Studenten ist in den vergangenen Wochen zu einem Massenprotest geworden. Unterstützt von den Gewerkschaften forderten am Mittwoch vergangener Woche mehr als 7000 Demonstranten am New Yorker Rathaus Reformen im US-Sozialsystem und eine höhere Besteuerung von Banken und Großverdienern.

Der Protest der "99 Prozent"

Die Protestbewegung hat sich seit Mitte September von New York auf weitere US-Städte ausgebreitet. Zusammengehalten wird sie von der Wut darüber, dass vor allem die Mittelschicht und die ärmere Bevölkerung unter den Folgen der Finanzkrise zu leiden haben. Die zumeist jungen Teilnehmer beschreiben sich als die "99 Prozent" - in Anspielung auf das reichste Prozent der US-Bevölkerung, von dem sie sich hintergangen fühlen.

In der Nacht auf Dienstag hatte die Polizei eine Kundgebung in Boston im Bundesstaat Massachusetts aufgelöst - fast 130 Demonstranten wurden festgenommen. Von der Polizei hieß es, sie hätten Anweisungen der Ordnungshüter nicht befolgt .Auch in der Hauptstadt Washington wurden am Dienstag sechs Anhänger der Protestbewegung festgenommen, die in ein Bürogebäude des Senats eingedrungen waren und dort Sprechchöre angestimmt hatten. In New York hatte Bürgermeister Bloomberg am Tag zuvor gesagt, die Polizei werde die Proteste schützen: "Es ist das Recht dieser Menschen, ihre Meinung zu sagen und zu demonstrieren. Wenn sie aber die Gesetze übertreten, werden wir natürlich entsprechend reagieren."

(Ag.)

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