"Alles unter 4,5 Prozent nicht akzeptabel"

Metaller beginnen heute mit Warnstreiks
Metaller beginnen heute mit Warnstreiks(c) APA (Patrick Pleul/dpa)
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Die Lohnrunde wurde unterbrochen, heute gibt es in einigen Betrieben Warnstreiks. Das letzte Angebot der Arbeitgeber - 3,65 Prozent mehr Lohn und 200 Euro Einmalzahlung - ist der Gewerkschaft zu wenig.

Der Lohnstreit in der heimischen Metallindustrie eskaliert: Nach dem Abbruch der zweiten KV-Runde für rund 170.000 Metallbeschäftigte macht die Gewerkschaft heute mit ihren Drohungen ernst. In der Metallindustrie wird gestreikt. Zur Stunde hat es bereits in mehr als 150 Unternehmen Warnstreiks oder Betriebsversammlungen gegeben, berichtet Angestellten-Verhandler Karl Proyer (GPA-djp). Auch für morgen sind weitere Warnstreiks geplant. In einigen "ausgewählten Betrieben" werden diese aber in befristete Streiks bis Ende der Schicht übergehen, kündigte Metaller-Chef Rainer Wimmer (Pro-Ge) an.

Mit den Kampfmaßnahmen habe man "voll ins Schwarze getroffen" sagte Gewerkschafter Wimmer. Die Stimmung in den Betrieben sei gut, stündlich beteiligen sich mehr Unternehmen an den Aktionen. Die Forderung der Metaller nach 5,5 Prozent mehr Lohn begründet Wimmer zum wiederholten Mal mit den guten Unternehmensergebnissen der vergangenen 16 Monate. Die Gehälter der Manager wurden stark erhöht, 90 Prozent der Gewinne wurden ausgeschüttet. "Davon wollen die Beschäftigen auch etwas haben", sagte Wimmer.

Angebot abgelehnt

Das letzte Angebot der Arbeitgeber von 3,65 Prozent plus 200 Euro wurde von der Gewerkschaft abgelehnt. Denn das bringe netto nur 40 Euro.

Die Liste der der Firmen, in denen die Produktion durch Warnstreiks bzw. Betriebsversammlungen gestört wird, wird stündlich länger. Betroffen sind laut Gewerkschaftsinformationen unter anderem Andritz, AVL List, Bosch, BRP Powertrain, GE Jenbacher, General Motors, MAN/Steyr, Miba, Montanwerke, Multivac, Schmitter, Springer, Springer, Thöni, Tyrolit und Voestalpine. Vor der Buntmetall in Amstetten wird es morgen, Freitag, ab 7:00 Kundgebungen geben. Buntmetall-Geschäftsführer ist Alfred Hintringer, der gemeinsam mit Christoph Hinteregger für die Arbeitgeber verhandelt.

ÖGB appelliert an Verhandler

Der ÖGB hat sich auch schon hinter die Streikbeschlüsse vor Pro-Ge und der GPA-djp gestellt, appelliert aber an die Verhandler, das Tempo zu intensivieren. "Wir sind Tag und Nacht zu Verhandlungen bereit, auch über das Wochenende", betonte Wimmer.

Am Mittwochnachmittag ist die zweite Metaller-KV-Runde ohne Ergebnis abgebrochen worden. Die Arbeitnehmer hatten zuletzt eine Lohnerhöhung um 5,5 Prozent gefordert, inwieweit sie hier nachgegeben haben, wurde von ihnen nicht verraten. Aber: "Alles, was unter 4,5 Prozent ist, ist nicht akzeptabel", hieß es aus Gewerkschaftskreisen.

Arbeitnehmer haben sich "null bewegt"

Laut Arbeitgebern hat sich die Arbeitnehmerseite "null bewegt", während die Industrie weit entgegen gekommen ist. Sie hatte Wimmer und Proyer eine Stufenangebot vorgelegt, das im Schnitt auf eine prozentuelle Erhöhung von 3,65 Prozent hinausgelaufen wäre - plus der schon zuvor angebotenen Einmalzahlung von 200 Euro.

Die untersten Einkommensschichten hätten laut Industrie-Chefverhandler Hinteregger 3,8 Prozent mehr Lohn bekommen sollen, die mittleren Einkommen 3,6 und die Besserverdiener 3,4 Prozent. Macht für die Geringverdiener durch die Einmalzahlung ein Gehaltsplus von 4,37 Prozent. Der Mindestlohn der Metaller liegt derzeit bei 1.515 Euro brutto, er würde dann in etwa 1.580 Euro betragen.

Warnung vor Folgen für Standort

Hinteregger bezeichnete das Arbeitgeber-Angebot heute im Ö1-"Morgenjournal" als Angebot der "Spitzenklasse". Er warnte vor negativen Folgen für den Standort. Die Warnstreiks bedauert Hinteregger . Er wisse nicht, welches Kalkül dahinterstecke. Er nehme zur Kenntnis, dass hier auf Gewerkschaftsseite neue Überlegungen stattfinden, die "politischer Natur" seien, die er aber nicht nachvollziehen könne.

Die Industrievertreter verwies erneut auf die sich abschwächende Konjunktur und die Auswirkungen der Euro-Krise. Man könne nicht die ganze Ernte auf Prozente verteilen, so Hinteregger. Er fürchtet, dass die von der Gewerkschaft geforderten Abschlüsse die meisten Betriebe überfordern würden.

(APA)

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