Wiener Taxler: Detektive suchen schwarze Schafe

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wiens Taxler schneiden in einer Studie des deutschen Automobilclubs ADAC erneut mies ab. Die Innung kündigt Reformen an. Wien-Tourismus will einheitliche Taxis und Uniformen.

Wien. Über kaum eine Branche kursieren in Wien so viele negative Erlebnisberichte wie über die Taxler. Die Beschwerden haben sich in den letzten Jahren deutlich gehäuft, vor allem auch von den Touristen. „Das war für uns der Anlass, eine Studie über die Qualität der Taxis und ihrer Fahrer durchführen zu lassen“, sagt der Direktor von Wien-Tourismus, Norbert Kettner.

Mit der Studie des deutschen Automobilclubs ADAC, der erst vor wenigen Tagen einen für die Wiener Taxis vernichtenden Befund präsentiert hatte, habe die Wien-Tourismus-Initiative nichts zu tun. „Wir haben das schon lange vorher geplant. Und außerdem beruht unsere Studie auf 131 Testfahrten im vergangenen Sommer – die ADAC-Studie auf zehn Fahrten.“

Das Ergebnis der vom Meinungsforschungsinstitut Manova durchgeführten Erhebung ist jedenfalls auch sehr schlecht: Rund ein Viertel aller Taxi-Fahrten wurde von den Testern beanstandet. „Das ist im Dienstleistungsgewerbe sehr viel“, meint Kettner. Die Vorwürfe:

  • Im Hochsommer waren 58 Prozent der Taxis nicht klimatisiert.
  • Bei fast jeder zweiten Fahrt (47 Prozent) waren die Englischkenntnisse der Fahrer mangelhaft, wobei man sich in einigen Fällen nicht einmal über das Fahrziel verständigen konnte.
  • Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Fahrten konnte nicht mit Kreditkarte bezahlt werden.
  • Bei 30 Prozent der Fahrten kritisierten die Tester das veraltete Erscheinungsbild des Autos sowie
  • mangelnde Ordnung und Reinlichkeit im Innenraum (in 22 Prozent) und unangenehmen Geruch (in 17 Prozent der Fälle).

Zu wenig Körperhygiene

Beschwerden gab es auch über unzureichende Körperhygiene, unpassende Kleidung, Telefonieren ohne Freisprechanlage. Bei jeder zehnten Fahrt wurde eine falsche Route gefahren. Kettner: „Wir wollen nicht die Taxler grundsätzlich verunglimpfen, sondern dass gegen schwarze Schafe vorgegangen wird.“

Diesen könnte es jetzt tatsächlich an den Kragen gehen, denn nun hat auch die Taxi-Innung das Problem erkannt. Der Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer, Christian Gerzabek, räumte am Mittwoch ein, dass es „Mängel und erhebliche Defizite“ bei den Lenkern gebe, und dass man zu lange gewartet habe, um entsprechend zu reagieren. „Aber jetzt werden Maßnahmen gesetzt.“

Undercover-Testfahrten

Die spektakulärste ist wohl der Einsatz von Privatdetektiven, die Undercover-Testfahrten machen. Dies wird gezielt bei jenen Taxlern gemacht, über die gehäuft Beschwerden in der Innung eintreffen. Derzeit sei man noch in der Koordinierungsphase, sagt Gerzabek, der den Einsatz von Detektiven zu einer permanenten Einrichtung machen will. „Grobe Verfehlungen wie etwa Fahrtverweigerungen oder teure Umwege werden zur Anzeige gebracht, die jeweiligen Taxilenker müssen mit Lizenzentzug rechnen.“

Rauchverbot ab 1. Jänner

Mehr Qualität erwartet er sich auch von weiteren Maßnahmen, die ab 1. Jänner in Kraft treten: ein für alle Wiener Taxis gültiges Rauchverbot und bessere Abgasnormen für neu zugelassene Taxis. Außerdem soll die Taxiprüfung reformiert und bei der Ausbildung mehr Augenmerk auf die deutsche Sprache gelegt werden.

Für einigen Unmut bei der Taxi-Fachgruppe hat eine neue Initiative von Wien-Tourismus geführt, die ebenfalls am Mittwoch präsentiert wurde. Kettner möchte gerne, dass die Taxis in der Stadt einheitlich aussehen und die Fahrer eine Uniform tragen. „Das gibt es in Hamburg und in Berlin auf freiwilliger Basis. Warum nicht bei uns? In einer Tourismusmetropole darf man das wohl erwarten.“ „Ich schätze Zurufe von außen nicht sehr“, sagt Gerzabek. Vor allem gegen die Forderung nach Uniformen hat er etwas. „Ich sage Kettner auch nicht, wie die Kleidung der Hotelportiere in Wien auszusehen hat.“

Auf einen Blick

Die Wiener Taxifahrer schnitten bei einem von Wien-Tourismus initiierten Test neuerlich sehr schlecht ab: mangelnde Deutsch- und Englisch-Kenntnisse, mangelnde Reinlichkeit und Hygiene. Jetzt will die Taxi-Innung Maßnahmen setzen, indem sie unter anderem Detektive für die Jagd nach schwarzen Schafen einsetzt. Dazu kommt ein Rauchverbot in den Wiener Taxis ab Jänner. Wien-Tourismus schlägt zudem ein einheitliches Erscheinungsbild der Taxis vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2011)

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