Ackermann wehrt sich gegen verordnete Kapitalspritzen

Josef Ackermann
Josef Ackermanndapd (Axel Schmidt)
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Der Deutsche-Bank-Chef kritisiert die Debatte um neue Staatshilfen. Er werde alles tun, "um eine Zwangskapitalisierung zu vermeiden."

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann läuft als erster Top-Banker Sturm gegen staatlich verordnete Kapitalspritzen für die Finanzbranche. "Die aktuelle Rekapitalisierungsdebatte ist kontraproduktiv", kritisierte der Schweizer am Donnerstag in Berlin. Denn sie signalisiere den Märkten, dass ein Schuldenschnitt in Griechenland wahrscheinlicher werde.

Sich frisches Kapital an den Märkten zu besorgen, sei momentan für praktisch keine Bank möglich. Daher laufe alles auf weitere Staatshilfen hinaus, was die Schuldensituation der Länder verschärfe. "Die Deutsche Bank wird alles tun, um eine Zwangskapitalisierung zu vermeiden", betonte der im nächsten Jahr scheidende Bankchef. Das größte deutsche Geldhaus verfüge über ausreichend eigene Mittel, um eine neue Krise zu meistern.

Ackermann sieht in der Kapitalausstattung der Banken nicht das eigentliche Problem, da sich diese in den vergangenen Jahren bereits deutlich verbessert habe. Es gehe vielmehr darum, dass Staatsanleihen wegen der aktuellen Debatte über eine Pleite Griechenlands nicht mehr als risikofreie Anlage zählen könnten. Experten sind sich einig, dass sie dadurch für viele Investoren an Attraktivität verloren haben.

Banker überlegen rechtliche Schritte

Nach einer Banken-Rekapitalisierung wollen die EU-Staaten die Institute stärker an dem neuen Hilfspaket für Griechenland beteiligen. Im Gespräch ist nun nach Angaben aus EU-Kreisen, dass die Banken nicht nur auf 21 Prozent, sondern auf 30 bis 50 Prozent ihrer Forderungen gegenüber dem Mittelmeerland verzichten. Das würde entsprechend die Belastungen für die Geldhäuser erhöhen.

Auf welcher rechtlichen Grundlage der Staat frisches Kapital in die Banken pumpen kann, ist noch völlig offen. Banker haben hinter den Kulissen bereits juristische Schritte signalisiert, da es anders als bei den Rettungsaktionen 2008 keine Notlage für die Geldhäuser gebe.

Auf einen Blick

Der Kapitalbedarf für einzelne Häuser soll in einem Blitz-Stresstest ermittelt werden. Alle Institute, die unter diesen Bedingungen nicht mindestens eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen, müssen sich den Plänen zufolge frisches Kapital besorgen, wie mehrere Insider bestätigten. Für die Deutsche Bank ergäbe sich auf Basis dieser theoretischen Berechnungen Finanzkreisen zufolge ein Bedarf von 9 Mrd. Euro, europaweit fehlen nach Schätzungen von Credit Suisse 220 Mrd. Euro und zwar bei gut zwei Dritteln der rund 90 größten Geldhäuser.

(Ag.)

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