Fimbag-Aufsichtsratsvize Androsch will die Hypo Alpe Adria "abwickeln" und Banken zwangskapitalisieren. Diese sollten "das Kasino verlassen". Gleichzeitig müssten die Institute ihre Geschäftsmodelle anpassen.
Wien. Die letzte Bankenrettung 2008 wird die österreichischen Steuerzahler noch mindestens sechs Mrd. Euro kosten, und für die anstehende Rekapitalisierung der heimischen Geldinstitute werden (aus dem bestehenden Bankenrettungspaket) weitere vier Mrd. Euro aufgewendet werden müssen. Das sollte nach Ansicht des Industriellen Hannes Androsch, der gleichzeitig stellvertretender Aufsichtsratschef der staatlichen Bankentreuhandgesellschaft Fimbag ist, Anlass für eine umfassende Bankenreform sein.
Im Gespräch mit der „Presse“ kritisierte Androsch, dass 2008 mit dem Bankenrettungspaket zwar die richtige „Notfallmedizin“ gewählt, die Chance einer anschließenden Strukturbereinigung aber vergeben worden sei. Jetzt müsse möglichst schnell geklärt werden, wie es mit den „Problembanken“ ÖVAG, Kommunalkredit und Hypo Alpe Adria (Androsch: „Die ist ein Abwicklungsfall“) weitergeht. Die „verbleibenden“ Banken müssten dann rekapitalisiert werden. Notfalls (wie auf EU-Ebene überlegt) auch zwangsweise, denn die Eigenkapitaldecken der Institute seien europaweit generell zu dünn.
Dafür wären in Österreich rund vier Mrd. Euro notwendig, die aber, wie gesagt, aus dem bestehenden, nicht voll ausgenutzten Bankenrettungspaket entnommen werden könnten.
Klumpenrisiko Osteuropa
Gleichzeitig müssten die Institute ihre Geschäftsmodelle anpassen. So sei etwa das „Overexposure“ in Osteuropa zurückzufahren. Das sei die eigentliche Problemzone der heimischen Banken, nicht Griechenland. In Südost- und Osteuropa gebe es Probleme in Ungarn, Rumänien, Serbien und Kroatien, die österreichischen Banken hätten sich dort ein „Klumpenrisiko“ eingehandelt.
Grundsätzlich, so Androsch, sei die Devise „Go East“ für die Banken richtig gewesen, sie hätten sich dort aber in eine Art „Goldgräberfantasie“ hineingesteigert, unnötig hohe Risken übernommen und teilweise zu teuer eingekauft.
Die Banken fordert Androsch auf, das „Kasino“ zu verlassen und sich wieder stärker auf ihr volkswirtschaftliches Kerngeschäft (Einlagen, Finanzierung, Zahlungsverkehr) zurückzuziehen.
Enorm wichtig sei für die Institute auch, ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Aktionen wie jene der Erste Bank, die innerhalb weniger Tage eine hohe Gewinnprognose in eine hohe Verlustprognose umgedreht hat, seien jedenfalls „nicht vertrauensfördernd“.
Das Glaubwürdigkeitsproblem betreffe freilich die Banken in ganz Europa. Man habe „wertlose Stresstests“ gemacht und die neue IWF-Chefin, Christine Lagarde, „verhöhnt“, als sie eine bessere Kapitalisierung der Banken verlangt habe. „Und ein paar Wochen später haben wir die Dexia und die ÖVAG“, so Androsch. Die vom IWF verlangte Rekapitalisierung der europäischen Banken mit 200 bis 230 Mrd. Euro hält Androsch für unvermeidlich.
„Keine vernünftige Strategie“
Österreich wird noch einiges für die Bereinigung der letzten Bankenkrise aufwenden müssen: Bei der Hypo Alpe Adria habe man sich noch nicht für eine „vernünftige Strategie“ entschlossen. „Wenn man das so weiter treibt“, so Androsch, „wird uns das mindestens vier bis fünf Milliarden kosten.“ Hier solle endlich auch „die mögliche strafrechtliche Verantwortung der beteiligten Seilschaften“ geklärt werden. Finanzministerin Maria Fekter hat übrigens Mittwochabend erklärt, die ehemalige Kärntner Landesbank werde die österreichischen Steuerzahler „mehr kosten als Griechenland“.
Eine Mrd. Euro werde wohl bei der ÖVAG hängen bleiben, meint Androsch. Und „weniger als eine Milliarde“ werde die Kommunalkredit noch kosten. Diese Summen seien „unangenehm, aber verkraftbar, wenn es gleichzeitig eine den Bankensektor stärkende Flurbereinigung“ gibt.
Bank Austria zurückkaufen?
Für vernünftig halten würde es Androsch, wenn die Bank Austria aus der nicht gerade solide dastehenden UniCredit herausgekauft und vorübergehend verstaatlicht würde. Gibt es da konkrete Bemühungen? Androsch: „Nein, das ist ein Versuchsballon. Aber der Aktienkurs wäre für einen Rückkauf günstig.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2011)