Der Österreichischen Volksbanken AG droht entgegen bisheriger Annahmen ein Verlust von 900 Millionen Euro. Schuld sind teure Abschreibungen. Der Umbau ist beschlossen.
Am Donnerstagabend wartete die Volksbanken AG (ÖVAG) mit einer Hiobsbotschaft auf. Weil sich die Schuldenkrise in Europa zugespitzt hat und das Wirtschaftsumfeld schlechter wird, erwartet die ÖVAG heuer in der AG (Einzelabschluss) rund 900 Millionen Euro Verlust - plus/minus 150 Millionen Euro. Schlimmstenfalls kann es also wieder ein Milliardenverlust werden. Schuld sind primär teure Abschreibungen auf die Rumänien-Tochter, aber auch eine Buchwertberichtigung in der Investkredit - die zusammen 700 Millionen Euro kosten. Bankbeteiligungen haben seit Sommer dramatisch an Wert verloren.
"Haircut" schon vorweggenommen
Auf Konzernebene gibt es im laufenden Jahr 2011 voraussichtlich 500 bis 750 Millionen Euro Jahresverlust. Nicht beziffert sind die Abwertungen von Staatspapieren auf Marktwert, zum Halbjahr hatte die Bank 155 Millionen Euro Griechenland-Bonds auf den Büchern. Hier hätte man einen mehr als 50-prozentigen "Haircut" schon vorweggenommen.
Keine Rückführung der Staatshilfe
Aktuell werde es wegen der "dramatischen Entwicklung der Märkte" und der Debatten um stärkere Kapitalausstattung von Banken keine Rückführung der ersten Tranche von 300 Millionen Euro der Staatshilfe geben, die heuer fällig gewesen wäre. 2009 - in dem Jahr hatte es das erste Mal einen Milliardenverlust gegeben - gab es vom Staat 1 Milliarden Euro Partizipationskapital. Während damals von einer Bereinigung von Altlasten (Stichwort: Kommunalkredit) die Rede war, war nach dem Aufsichtsrat davon die Rede, sich notwendigerweise auf eine länger andauernde Krise vorzubereiten.
Finanzministerium sagt Unterstützung zu
Das Finanzministerium hat am Abend versichert, dass der Bund der ÖVAG nötigenfalls wieder unterstützend unter die Arme greifen würde. Von Haftungsübernahmen war in einer Mitteilung des Ministeriums die Rede. Zuvor seien aber die Eigner gefordert. Begrüßt wurde ein im Aufsichtsrat gebilligter Konzernumbau - also eine künftige konzernähnliche Konsolidierung von Volksbanken und ÖVAG.
Der Tochter-Zwist
Zu jeweils rund 350 Millionen Euro abgeschrieben werden Buchwerte auf die Tochter Investkredit und auf die rumänische Tochterbank. Der Rumänien-Tochter muss wegen Verlusten nach rumänischer Bilanzierung Kapital nachgeschossen werden, das praktisch sofort wieder abgeschrieben werden muss - also in der Rumänien-Abwertung von 350 Millionen Euro auf Null schon "eingepreist" sei, berichtete ÖVAG-Chef Gerald Wenzel. Im Detail wird der auf die ÖVAG entfallende Hälfteanteil an der Volksbank Rumänien um 250 Millionen und der Nachschuss von 100 Millionen Euro ebenfalls gleich abgeschrieben.
Der Umbau ist beschlossen
Die ÖVAG-Kapitalquoten würden durch die am Abend im Aufsichtsrat beschlossenen Abwertungs-Maßnahmen nicht schlechter, weil durch den Verkauf der Volksbank International (VBI) an die russische Sberbank Kapital frei wird. Der VBI-Verkauf (Ostbanken, ohne Rumänien) soll vor Jahresende durch sein. Höchstwahrscheinlich wird es hier am unteren Ende des Verkaufspreisbandes, also beim Fixpreis von 585 Millionen Euro bleiben. Dass es - wegen allfälliger neuer Belastungen in Ungarn - noch weniger Verkaufserlös wird, befürchtet die Bank nicht.
ÖVAG-Chef versichert Engagement
Auf Fragen, ob er weiter die Geschicke der ÖVAG leiten werde, versicherte ÖVAG-Chef Wenzel, dass er mit höchstem Engagement und Herzblut an diesem Sektor hänge und alle Kraft dransetzen wolle, hier entsprechend weiterzukommen. Aufsichtsratschef Hans Hofinger assistierte: "Ich hoffe sehr, dass er weitermacht". Dass die Spareinlagen auch der Volksbanken sicher seien, daran bestehe nicht im Mindesten ein Zweifel. "Keine Frage, sie sind natürlich sicher."
(APA)