Bonitätsnote: Fitch nimmt Bankenratings ins Visier

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Die Ratingagentur prüft die Noten für die Kreditwürdigkeit von Deutscher Bank, Société Générale und sechs weiteren Großbanken. Schweizer UBS hat die Agentur bereits am Donnerstag von „A+“ auf „A“ herabgestuft.

Wien/New York/AG./JUK. Die Ratingagentur Fitch holte am Donnerstag zu einem Rundumschlag gegen internationale Großbanken aus.
Die Note für die Kreditwürdigkeit der Deutschen Bank werde auf eine etwaige Herabstufung geprüft, kündigten die Bonitätsprüfer an und senkten den Ausblick auf „Negativ“. Ebenso verfuhr sie bei der britischen Barclays, den französischen Banken BNP Paribas und Société Générale, der Schweizer Credit Suisse und den US-Instituten Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley.
Die europäischen Banken werden laut der Ratingagentur wegen geforderter schärferer Eigenkapitalvorschriften und der europäischen Staatsschuldenkrise unter die Lupe genommen.

S & P senkt Spaniens Rating

Dass sich die Krise etwa in Spanien zu verschärfen droht, machte am Freitag auch die Ratingagentur Standard & Poor's (S & P) klar: Sie senkte die Bonitätsnote des Landes von „AA“ auf „AA–“. Damit erhöhte S & P den Druck auf Spanien – erst vor Kurzem hatte auch Fitch einen solchen Schritt gesetzt. „Wegen der hohen Arbeitslosigkeit, einer Kreditverknappung und der hohen Verschuldung des Privatsektors“, wie S & P anführt.
Von der Schuldenkrise sei die Deutsche Bank nicht stark betroffen, erklärte Fitch. Sorgen machen sich die Bonitätsprüfer dagegen darum, ob das Institut das geforderte Eigenkapital aufbringen kann. Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Europäische Bankenaufsicht (EBA) einen neuen Blitz-Stresstest mit verschärften Anforderungen plant. Konkret werde eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent gefordert, wird kolportiert. Schenkt man einer Studie der Credit Suisse Glauben, haben sowohl die Deutsche Bank als andere von Fitch ins Visier genommene Banken, etwa die BNP Paribas, enormen Kapitalbedarf. Bei der Deutschen Bank sind es laut Studie allein 19,4 Mrd. Euro (siehe Grafik).
Insgesamt würden 66 Institute  in Europa die erhöhten Anforderungen nicht erfüllen, so die Credit Suisse. Für die europäischen Banken ergibt sich laut Studie ein Kapitalbedarf von insgesamt 220 Mrd. Euro.
Bei der Deutschen Bank sieht Fitch jedoch noch andere Probleme. Den Analysten ist ein Dorn im Auge, dass das Institut den Löwenanteil seiner Gewinne immer noch im Investmentbanking erwirtschaftet. Künftig müsse mehr Geld aus dem Filialgeschäft kommen.
Wegen der großen Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft würden alle zu prüfenden Banken zu sehr von Schwankungen auf den Märkten, wie sie durch die Schuldenkrise ausgelöst würden, in Mitleidenschaft gezogen. Für die europäischen ebenso wie für die US-amerikanischen Institute sieht die Agentur darüber hinaus die Gefahr, dass sich die aktuelle Konjunkturentwicklung negativ auf die Geschäfte auswirkt.

Aktienkurse reagieren leicht

Die Deutsche Bank hält derzeit die Bonitätsnote „AA–“. Sie muss eine Herabstufung auf die Note „A+“ fürchten. Die Refinanzierung für das Institut würde dadurch teurer. Die Entscheidung werde bald getroffen, so Fitch. Die Schweizer UBS hat die Agentur bereits am Donnerstag von „A+“ auf „A“ herabgestuft. Sie könnte anders als während der Finanzkrise nicht mehr damit rechnen, eher vom Staat gerettet zu werden als ihr Erzrivale Credit Suisse, argumentierte Fitch. Gesenkt wurden auch die Ratings von Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking. Deutsche Bank- und UBS-Aktien reagierten leicht und notierten am späten Nachmittag minimal im Minus bei 28 und neun Euro.

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