Globaler Protesttag: Demos in 952 Städten

Protest in Wien
Protest in WienGünter Felbermayer
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952 Städten in 82 Ländern folgten dem Vorbild der New Yorker Occupy Wall Street"-Bewegung. Mit dem Slogan "Wir sind 99 Prozent!" wenden sich die Aktivisten gegen die "Macht der Banken".

Weltweit haben am Samstag Menschen gegen die Macht der Banken demonstriert. Den Beginn machten Proteste im asiatischen und pazifischen Raum. Im Bankenviertel von Hongkong versammelten sich rund 500 Menschen. In der japanischen Hauptstadt Tokio demonstrierten etwa 100 Menschen. In der Hauptstadt Südkoreas, Seoul, versammelten sich etwa 70 Demonstranten bei strömendem Regen vor dem Hauptquartier der Finanzüberwachungsbehörde. Sie riefen nach US-Vorbild "Besetzt den Finanzdistrikt" und "Wir sind die 99 Prozent".

Proteste in Österreich

Auch in mehreren Städten Österreichs wurde demonstriert. Aktionen fanden in Steyr, Graz, Salzburg, Linz, Innsbruck, Salzburg und Wien statt. In Wien (Bild unten) haben die Proteste eher verhalten begonnen. Bei einer Vordemo auf dem Heldenplatz nahmen laut Polizei 100 Personen teil. Bis 15.45 Uhr hatten sich vor dem Westbahnhof ca. 1500 Aktivisten versammelt, um 17 Uhr ist der Protestzug mit rund 3500 Teilnehmern am Heldenplatz eingezogen.

Proteste in Wien
Proteste in WienAPA

"Ihr verzockt unsere Zukunft"

Ein Hauch "Occupy Wall Street" weht auch durch Deutschland: Nach Angaben der Mitorganisatoren des Anti-Globalisierungsnetzwerks Attac haben mehr als 40.000 Kapitalismuskritiker in etwa 50 Städten gegen Auswüchse des Kapitalismus und soziale Ungleichheit demonstriert. In Berlin zogen mehr als 5000 Protestierende vom Alexanderplatz in Richtung des deutschen Kanzleramtes. In der Bankenmetropole Frankfurt am Main (Bild unten) kamen nach Polizeiangaben auch rund 5000 Menschen zu einer Protestkundgebung an der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch in Köln, Hannover, Leipzig und München gab es Proteste. Die Kundgebungen waren Teil eines weltweiten Aktionstages.

Frankfurt am Main
Frankfurt am Main AP

Ausschreitungen in Italien

Bei der Großdemonstration von Kapitalismuskritikern und Gegnern der italienischen Regierung von Silvio Berlusconi in Rom kam es zu schweren Ausschreitungen (Bild unten). Vermummte Mitglieder anarchistischer Bewegungen beschädigten Bankenfilialen, Arbeitsämter, Tankstellen und den Sitz des Steueramts. Die Anarchisten versuchten in das Verteidigungsministerium einzudringen und bestürmten eine Kaserne. Mit Knüppeln und Eisenstangen bewaffneten Jugendliche setzten Dutzende von Autos in Brand. Die Polizei musste mehrmals mit Tränengas eingreifen. Drei Personen wurden festgenommen, mehrere Demonstranten und Polizisten wurden verletzt.

Reuters

Unweit der Basilika Santa Maria Maggiore griffen die Anarchisten eine Gruppe von Carabinieri mit Steinen und Molotowcocktails an. Nahe des Kolosseums kam es zu Ausschreitungen zwischen Anarchisten und Linksextremisten. Ein Demonstrant wurde von einer Gruppe vermummter Demonstranten mit einer Flasche angegriffen und verletzt. Er wollte die Anarchisten daran hindern, Molotowflaschen gegen die Polizei zu werden. Mehrere TV-Teams wurden von Demonstranten angegriffen.

Aus Sorge vor Krawallen waren schärfste Sicherheitsmaßnahme ergriffen worden. Rund 2000 Polizisten wurden unter anderem zum Schutz von Banken und anderen Institutionen eingesetzt. Vier U-Bahn-Stationen wurden gesperrt. Die Demonstranten wurden daran gehindert, sich dem Parlament und dem Regierungsgebäude zu nähern. Zehntausende Menschen beteiligten sich an der Protestkundgebung in Rom.

952 Städten in 82 Ländern

Die Demonstrationen waren Teil eines globalen Protesttags, an dem am heutigen Samstag nach Angaben der Organisatoren in 952 Städten in 82 Ländern Aktionen stattfinden. Der Aufruf zu dem Aktionstag geht ursprünglich auf die Bewegung der "Indignados" (Empörte) in Spanien zurück; zuletzt wirkte die US-Bewegung "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street") als Vorbild und Inspiration.

Wie alles begann

Besetzungen und Kundgebungen waren auch in Städten wie London, Amsterdam, Melbourne und Sydney, auf Hawaii, im japanischen Osaka oder im brasilianischen Rio de Janeiro geplant. In New York demonstriert "Occupy Wall Street" seit Mitte September gegen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Mittelschicht und die ärmere Bevölkerung. Die Teilnehmer beschreiben sich als die "99 Prozent" - im Gegensatz zu dem reichsten Prozent der US-Bevölkerung, von dem sie sich hintergangen fühlen.

(APA/Red.)

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