Im Arbeitskampf um die Anhebung der Gehälter in der Metallbranche kommen erste Zurufe aus der Politik. Der Sozialminister mahnt zu Verhandlungen, Wirtschaftsminister Mitterlehner kritisiert die Gewerkschaft.
Wien. „Man muss die Zeit für Verhandlungen nützen“, forderte Sozialminister Ex-ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer (SPÖ) im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. Zugleich betonte er: „Dass es vernünftige Lohnerhöhungen geben muss, ist klar.“ Zuvor hatte schon Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) via ORF-Radio die Verhandlungspartner aufgefordert, „möglichst rasch an den Verhandlungstisch zurückzukehren“. Sonst sei der „soziale Friede“ als „Standortvorteil“ in Gefahr.
Mitterlehner bezog aber auch Position: Die Metaller hätten das Mittel Streik „zu früh“ ergriffen. Die geforderte Erhöhung um 5,5Prozent würde „die Industrie gefährden“, Österreich drohe bei der Produktivität zurückzufallen.
Dafür holte sich der Minister Rüffel von Wolfgang Katzian, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft für Privatangestellten: Mitterlehner solle „sich nicht auf die Seite der Arbeitgeber schlagen“. Katzian stößt sich auch an Inseraten des Fachverbands der Metallindustrie, weil sie Gewerkschafter „als Provokateure abqualifizieren“.
Die Auseinandersetzung steuert auf eine Eskalation zu, nachdem die Gespräche mit einem Angebot der Dienstgeber von 3,65Prozent Lohnerhöhung nach der zweiten Runde geplatzt sind. Die Arbeitgeber haben bekräftigt, dass sie sich nicht durch Streiks zum Verhandlungstisch zurück zwingen lassen. Es bleibe beim nächsten regulären Termin am kommenden Donnerstag.
Stimmungslage „eindeutig“. Der Verhandler der Privatangestelltengewerkschaft, Karl Proyer, zeigte sich im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ verärgert über das Nein zu früheren Verhandlungen: „Wenn man sich ständig auf die Sozialpartnerschaft beruft und nicht bereit ist, die Spielregeln einzuhalten, muss man die Konsequenzen tragen. Wir sind Tag und Nacht zu Verhandlungen bereit, bis Montag ist Zeit.“ Sonst werde ein „unbefristeter Streik“ beginnen. „Am Montag mit der Frühschicht geht's los in ausgewählten Betrieben, dann kommen weitere dazu.“ Die Stimmungslage sei „eindeutig“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2011)