Übernahmegerüchte: Ägypter an Telekom interessiert

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Die Telekom Austria (TA) hat einen neuen Großaktionär: Der Investor Ronny Pecik hat sich 5,4 Prozent der Telekom-Austria-Aktien gesichert. Auch die früheren Orascom-Eigentümer sind an einem Einstieg interessiert.

Wien. Die Telekom Austria (TA) hat einen neuen Großaktionär: Der Wiener Investor Ronny Pecik sicherte sich über Optionen 5,4 Prozent der Anteile. Seit September kursieren Gerüchte, dass Pecik bei der Telekom aktiv werden könnte. Wer damals eingestiegen ist, kann sich bereits über eine beachtliche Kurssteigerung freuen.

Am 22. September kostete die Telekom-Aktie noch 6,8 Euro, bis Montag ist der Preis auf 8,2 Euro gestiegen. Pecik kaufte die „Call-Option“ vergangenen Freitag über seine Privatstiftung. Diese berechtigt ihn, bis 18. Juni 2012 Aktien im Umfang von 5,4 Prozent an der Telekom zu erwerben. Weitere Details über das Geschäft wie der Ausübungspreis der Option sind nicht bekannt. Pecik äußert sich dazu nicht.

Angst vor einer Übernahme

Noch am 9. September hatte der Investor Meldungen, wonach er mit Partnern 20 Prozent an der Telekom Austria erwerben wolle, als nicht korrekt bezeichnet. Trotzdem schrillen bei Österreichs größter Telekomgesellschaft die Alarmglocken. Sie hat eine Investmentbank beauftragt, Abwehrstrategien gegen eine feindliche Übernahme zu entwickeln. Denn es gilt als wahrscheinlich, dass Pecik mit anderen Investoren die Beteiligung aufstockt.

Als Interessent gilt unter anderem der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris. Dessen Bruder Samih bestätigt nun offiziell, die Telekom Austria kaufen zu wollen. „Mein Bruder interessiert sich für den Kauf von Telekom Austria, weil er aus einem Geschäft mit dem russischen Telekomanbieter Vimpelcom zu Cash gekommen ist“, sagte Samih Sawiris am Wochenende der Schweizer „Sonntagszeitung“: „Ich kann bestätigten, dass mein Bruder plant, in der Schweiz und in Österreich zu expandieren.“ Im Frühjahr hatte Vimpelcom von Sawiris für 4,6 Mrd. Euro die Kontrollmehrheit bei Orascom übernommen.

Mit dem Geld wollen sich die Ägypter in Österreich engagieren. Möglicherweise sind sie auch schon längst aktiv. Laut Börsengesetz müssen Aktienkäufe ab fünf Prozent grundsätzlich gemeldet werden, nicht aber der Erwerb bestimmter Optionen.

Trotzdem wirft die Transaktion von Pecik einige Fragen auf: Eine vollständige Übernahme der Telekom Austria ist derzeit unmöglich, da die staatliche Industrieholding ÖIAG 28,4 Prozent der Anteile hält. „Solange wir an der Regierung sind, wird es keine Privatisierung geben“, sagte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter. Er forderte die ÖVP und die ÖIAG auf, ein klares Bekenntnis zur Telekom Austria abzulegen.

Noch im Sommer hatte ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf erklärt, die Telekom wäre ein Kandidat für eine Vollprivatisierung. Kopf war am Montag nicht erreichbar. Doch in ÖVP-Kreisen hieß es, man werde von der grundsätzlichen Haltung, dass sich der Staat aus der Wirtschaft zurückziehen soll, nicht abrücken.

Auch wenn die ÖIAG beteiligt bleibt, dürfte ein zweiter Großaktionär für Unruhe sorgen. Stockt Pecik zusammen mit anderen Investoren die Beteiligung tatsächlich auf 20 bis 30 Prozent auf, können sie Sitze im Aufsichtsrat beanspruchen, außerordentliche Hauptversammlungen einberufen und die Abberufung von Vorständen verlangen.

„Kein langfristiger Investor“

„Pecik ist kein langfristiger Investor und kein Industrieller“, sagt Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. „Er nutzt Chancen, indem er günstig bei Unternehmen einsteigt und die Anteile danach teuer weiterverkauft.“ Seinen ersten großen Coup landete Pecik mit seinem damaligen Partner Mirko Kovats bei VA Tech. Die Beteiligung wurde an den Siemens-Konzern veräußert. Mit dem Einstieg beim Mischkonzern Oerlikon begann Pecik – zuerst noch mit Kovats, dann mit Georg Stumpf und dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg – eine beispiellose Akquisitionstour in der Schweiz. Nach der Oerlikon kaufte sich das Trio bei den Firmen Sulzer und Saurer ein. Da dies immer über Optionen erfolgte, hieß es, Pecik übernehme Unternehmen „durch die Hintertür“. Wegen der Verletzung der Offenlegungspflichten gab es gegen die Investoren ein Verfahren der Schweizer Finanzaufsicht, sie wurden aber freigesprochen.

Pecik hat sich nach dem Schweizer Abenteuer – er verkaufte schrittweise seine Anteile – zurückgezogen. Ein geplanter Einstieg bei der inzwischen insolventen slowakischen Billigairline SkyEurope kam nicht zustande. Sein Privatvermögen wird auf mehr als zwei Mrd. Euro geschätzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2011)

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