Wien-Erdberg: Parkhaus am Limit

(c) Michaela Bruckberger
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Die Park-and-ride-Anlage bei der U3-Station Erdberg, mit immerhin 1800 Parkplätzen die größte Wiens, hat das Ende ihrer Kapazität erreicht.. Ein Zu- oder Neubau ist aber nicht geplant.

Wien. Wer darauf angewiesen ist, tageweise mit dem Auto nach Wien-Erdberg zu fahren, muss sich dort mittlerweile auf eine längere Parkplatzsuche einstellen. Denn die Park-and-ride-Anlage bei der U3-Station Erdberg – mit immerhin 1800 Parkplätzen die größte Wiens – hat das Ende ihrer Kapazität erreicht.

Für Gelegenheitspendler, die über keine Dauerkarte verfügen, heißt das täglich: warten, bis jemand seinen Platz räumt und damit wieder einige Autos in das Parkhaus eingelassen werden – was im schlimmsten Fall bis zu eine Stunde dauern kann.

Sicherheit für Dauerparker

„Volle Auslastung heißt in dem Fall aber nicht, dass jeder einzelne Parkplatz gefüllt ist“, sagt Alfred Graf von Apcoa, dem Betreiber der Anlage: „Es sind immer Plätze für die Kunden mit Dauertickets reserviert“ – und solche können auf einer „Überholspur“ an den Schlangen wartender Autos vorbeifahren.

Für den Wiener Stadtverkehr könnte sich die Überfüllung der Anlage auf Dauer zu einem Problem entwickeln, erfüllt sie doch eine wichtige „Torwächterfunktion“: Viele der Pkw, die über die Südosttangente A23 in die Stadt kamen, konnten bisher in die Park-and-ride-Anlage ausweichen – wenn diese überfüllt ist, könnten Fahrer nun direkt in die Stadt „überschwappen“.

Bedarf nach einem Aus- oder gar Neubau von Parkhäusern am Stadtrand sieht man aber weder seitens der Stadt Wien noch der Wirtschaftskammer: „Es kann sein, dass man an einzelnen Standorten keinen Stellplatz mehr findet“, gibt Peter Klemens, Geschäftsführer der Fachgruppe Garagenunternehmungen in der Wiener Kammer, zu.

Dem stünde aber die überwiegende Zahl der Park-and-ride-Anlagen – insgesamt gibt es darin rund 8200 Stellplätze in zehn Häusern im Stadtgebiet – gegenüber, deren Auslastung weit unter ihren Möglichkeiten liege.

Wer etwa nahe Erdberg nach einem Parkplatz suche, könne noch immer in die Garage beim Gasometer ausweichen, wo in der Regel genügend Parkplätze frei wären. Dem Neubau von Park-and-ride-Anlagen in Wien erteilt man auch im Ressort der zuständigen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) eine Absage – nicht zuletzt aus Kostengründen: Bei einem standardisierten Tagesticketpreis von drei Euro muss die Stadt zwischen einem und zwei Drittel der Kosten zuschießen, um überhaupt Betreiber für die Anlagen zu finden – deren Errichtung ist so teuer, dass sich Park-and-ride-Anlagen nicht kostendeckend führen lassen.

Stattdessen will Vassilakou den Pkw-Verkehr schon außerhalb der Stadtgrenzen „abfangen“. Sie will mit dem Land Niederösterreich über eine Wiener Beteiligung am Bau von Parkhäusern im Umland – wo deren Benützung kostenlos ist – verhandeln.

VCÖ: Parken in Wien billig

Unterdessen zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Verkehrsclubs Österreich, dass Kurzparken in Wien im Vergleich mit anderen europäischen Städten sehr billig ist: Kommt eine Stunde in der Bundeshauptstadt derzeit auf 1,20 Euro, zahlt man in Amsterdam dafür fünf, in Berlin 2,50 und in London sogar sechs Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2011)

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