Wie die PKK den Kurden schadet

Den Hardlinern beider Seiten ist an einer Verbesserung der Lage gar nicht gelegen.

27 Jahre, mehr als 40.000 Tote, null Autonomie für die Kurden in der Türkei. Die Bilanz des bewaffneten Kampfes der PKK spricht wahrlich für sich. Das Einzige, was die sich zur Arbeiterpartei verklärende Terrorgruppe den Kurden gebracht hat, ist Leid.

Worauf die PKK-Anführer in den Bergen vor ihrem jüngsten Angriff wetten konnten: dass die Türkei so reagieren würde, wie sie reagierte. Es ist nachvollziehbar, dass ein Staat eine solche Attacke nicht einfach so hinnehmen kann, sondern versucht, Derartiges in Zukunft zu unterbinden. Wenn nötig auch jenseits der eigenen Staatsgrenzen.

Ob es klug ist, ist eine andere Frage. Denn so wie die PKK-Führer wissen, dass sie gegen die zweitgrößte Armee der Nato keine Chance haben, weiß niemand besser als diese Armee, dass sie die Guerilla nie ganz ausschalten kann. Wenn sie wie jetzt Truppen in den Nordirak schickt, schwächt das die PKK, mehr nicht. Die unhaltbaren Zustände im Südosten treiben der Guerilla einen nie versiegenden Strom an Kämpfern zu.


Weil das offenbar immer mehr Entscheidungsträgern in der türkischen Elite dämmert, hat der Staat mit dem inhaftierten PKK-Chef Öcalan verhandelt, hat die Regierung einige – freilich viel zu wenige – Reformen zugunsten der Kurden ins Werk gesetzt, hat Premier Erdoğan sogar erklärt, die neue Verfassung solle auch eine der Kurden sein.

Doch eine Entspannung passt weder ins Kalkül der PKK-Hardliner, die ohne Krieg vor der Existenzfrage stünden, noch in jenes von Kreisen in der Armee, die von dem Konflikt zu profitieren wussten. Und so schaffen es die Betonköpfe beider Seiten immer wieder, die Agenda zu diktieren.

helmar.dumbs@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2011)

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