Steve-Jobs-Bestseller nach dem Tod: Die „iBiography“ des Mr. Apple

(c) REUTERS (ALY SONG)
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Wenige Wochen nach dem Tod des Apple-Gründers Steve Jobs ist die erste Biografie auf dem Markt - dank zahlreicher Vorbestellungen bereits seit Wochen ein Bestseller. Die Fangemeinde verfällt in Enthusiasmus.

Steve Jobs ist tot – doch sein Marketing-Genius lebt. Begleitet von globalem medialen Hype erschien gestern die autorisierte Biografie des Apple-Gründers – dank der zahlreichen Vorbestellungen beim Internethändler Amazon ein Bestseller schon Wochen, bevor die ersten Exemplare des 646-Seiten-Wälzers über die Ladentheken in New York, Sydney und London gereicht wurden.
Verlag Simon & Schuster hat die Veröffentlichung des Buches, die eigentlich fürs Weihnachtsgeschäft geplant gewesen ist, nach dem Tod des 56-jährigen kalifornischen Computer-Gurus vor nicht einmal drei Wochen eilig vorgezogen – eine wenig pietätvolle Verkaufsstrategie, mit der Jobs selbst aber wohl die geringsten Probleme gehabt hätte. Schließlich warfen Kritiker dem Mann, der es geschafft hatte, aus einem angebissenen Apfel ein Kultobjekt zu machen, zeitlebens vor, dass er zwar nicht die besten Produkte hergestellt, diese aber fraglos am besten verkauft habe.

Zwar stand die weltweite Apple-Gemeinde diesmal nicht (wie sonst vor Verkaufsstart der neuesten iPhones, iPods oder iPads) stundenlang Schlange, um sich ihr Exemplar des Buches – dessen elegantes schwarz-weißes Cover Jobs im obligaten schwarzen Rolli und mit randloser Brille zeigt – zu sichern. Dank Jobs' Produkten wie dem iPad und Apps ist das heutzutage nicht mehr nötig. Aber kaum war die elektronische Version des Buches für 16.99 Dollar (rund 12 Euro) im amerikanischen Online-Apple-Store um Mitternacht abrufbar, überschlug sich die Internet-Fangemeinde mit ihren Kommentaren: „Phänomenal“, „Danke, Steve“, „Der Mann ist eine Inspiration“, „Dieser Mann hat so viele Leben verändert durch Apple, meines eingeschlossen. Das ist ein unglaublicher Einblick in das Leben eines unglaublichen Mannes.“

Jobs hatte schon 2004, kurz bevor er sich wegen seines seltenen Bauchspeicheldrüsenkrebses zum ersten Mal operieren ließ, den renommierten US-Journalisten Walther Isaacson (der auch schon Biografien von Benjamin Franklin, Albert Einstein und Henry Kissinger verfasst hat) gebeten, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben – was dieser, aus Unkenntnis über die schwere Erkankung Jobs, als verfrüht ablehnte. Erst 2009 begann Isaacson mit der Arbeit, interviewte allein Jobs 40-mal (zuletzt wenige Wochen vor dessen Tod), sprach außerdem mit 100 weiteren Verwandten, Freunden und Feinden. Er wolle, dass seine vier Kinder später einmal wüssten, wer ihr Vater eigentlich gewesen sei – und warum er so wenig Zeit für sie gehabt habe, so Jobs angeblich zu Isaacson. Und es gebe in seinem Keller keine Leichen, die nicht ausgebuddelt werden dürften.

Die ersten dieser Leichen durfte die Welt schon am Freitag bestaunen – nachdem verschiedene Medien, darunter die „New York Times“ und „Associated Press“, wohl nicht ganz zufällig vorab ein Exemplar des Buches ergattert hatten und erste Details genüsslich verbreiteten: über Jobs verzweifelte Versuche, seinen Krebs mit alternativen Heilmethoden zu bekämpfen, über die Suche nach und den unversöhnlichen Umgang mit dem leiblichen Vater, über den Jähzorn und das maßlose Konkurrenzdenken des langjährigen Apple-Chefs und Pixar-Gründers und darüber, wie wenig Jobs von US-Präsident Obama hielt. Eine gelungene „iBiography“, lautete das Urteil der „New York Times“.

Um das (Kauf-)Interesse an Jobs Lebensgeschichte weiter anzuheizen, strahlte der US-Sender CBS – dem übrigens auch Verlag Simon & Schuster gehört – am Sonntagabend dann noch ein ausführliches Interview mit dem Biografen aus, in dem Isaacson Jobs als „spröden, launischen Perfektionisten“ beschrieb, der von der Kellnerin bis zum Kollegen gerne Leute heruntergeputzt habe, die seinen Ansprüchen nicht genügten.

Zwar wirkte die Marketing-Kampagne zur Biografie für Apple-Verhältnisse altmodisch – CBS etwa strahlte das Interview in der ziemlich angestaubt wirkenden Magazinsendung „60 Minutes“ , einem der ältesten US-Fernsehformate, aus – trotzdem könnte Jobs mit der Resonanz zufrieden sein: Alle, zumindest alle Apple-Fans, reden über das Buch. Ob es allerdings auch alle kaufen, ist fraglich: Die E-Book-Version bei Amazon rangiert derzeit nur auf Platz fünf, die App zum Buch im Apple-Store schaffte es erst gar nicht auf die Bestsellerliste.

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