Gaddafi-Sohn Saif will sich angeblich freiwillig stellen

File photo of Saif Al-Islam, son of Libyan leader Muammar Gaddafi, in Tripoli
File photo of Saif Al-Islam, son of Libyan leader Muammar Gaddafi, in Tripoli(c) Reuters (Paul Hackett)
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Der Gaddafi-Sohn mit Österreich-Bezug soll ein Flugzeug für den Überflug nach Den Haag fordern. Söldner sollen ihn derzeit bewachen.

Der Sohn des getöteten libyschen Machthabers Muammar Gaddafi, Saif al-Islam, fordert ein Flugzeug, um sich dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag zu stellen. Zudem habe der 39-Jährige, der um sein Leben fürchtet, Sicherheiten verlangt. Das berichtete am Donnerstag die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf Informationen aus dem  libyschen Übergangsrat. Zuvor hatte es in einem Zeitungsbericht geheißen, Saif al-Islam befinde sich in Begleitung südafrikanischer Söldner an der libyschen Grenze zum Niger.

Saif al-Islam wird per internationalem Haftbefehl gesucht, ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Aus Kreisen des libyschen Übergangsrates hieß es, Saif al-Islam habe Libyen nicht verlassen und halte sich bei einem einflussreichen Tuareg in der Wüste versteckt. "Saif ist um seine Sicherheit besorgt", sagte der Vertreter des Übergangsrates. "Er glaubt, dass es für ihn am besten ist, wenn er sich stellt." Saif al-Islam verlange bei seiner Überstellung an den Strafgerichtshof auch die Beteiligung eines dritten Landes - möglicherweise Algeriens oder Tunesiens. "Er will, dass ihm ein Flugzeug geschickt wird. Er will Sicherheiten."

Zuvor hatte es offiziell vom Übergangsrat in Bengasi geheißen, man wisse weder, wo sich Saif al-Islam aufhalte, noch ob er sich stellen wolle. Falls er sich aber stellen wolle, würden die libyschen Behörden beantragen, dass sowohl Saif al-Islam als auch Senussi in Libyen der Prozess gemacht werde. "Das ist das Recht des libyschen Volkes und keiner, auch der Internationale Strafgerichtshof, kann das abstreiten", sagte ein Vertreter des Übergangsrates der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" am Donnerstag.

Auf Anordnung eines tunesisches Gericht wurde unterdessen der ehemaligen Gaddafi-Premierministers Al-Baghdadi al-Mahmoudi (Mahmudi) freigelassen, wie sein Anwalt am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Für Mahmoudi gibt es einen Auslieferungsantrag aus Libyen. Der ehemalige Regierungschef war im Juli nach Tunesien geflohen und hatte - nach seiner dortigen Festnahme - mit einem Hungerstreik gegen sein Auslieferung protestiert.

Saif al-Islam ist der letzte der sieben Söhne Gaddafis, dessen Verbleib unklar ist. Zwei Söhne flohen nach Algerien, einer ist in Niger. Zwei Söhne starben während der Kämpfe zwischen Anhängern Gaddafis und Soldaten der Übergangsregierung. Motassim al-Gaddafi wurde vergangene Woche zusammen mit seinem Vater in der Nähe von dessen Geburtsstadt Sirte getötet und soll mit ihm gemeinsam beerdigt worden sein. Saif al-Islam, der in Wien studierte und sich oft in Österreich aufhielt, galt lange als Kronprinz des Jahrzehnte herrschenden Machthabers, ihm wurden Reformbemühungen zugetraut. Doch seine blutrünstigen Äußerungen während des Aufstandes machten diesen Eindruck zunichte.

(Ag.)

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