„Die größten Feinde des Erfolgs sind Stillstand und Sättigung“

Do&Co-Chef Attila Dogudan
Do&Co-Chef Attila Dogudan(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wirtschaft. Attila Dogudan hat innerhalb von 30 Jahren ein weltweit agierendes Gastro-Imperium mit 3700 Mitarbeitern aufgebaut. Für ihn ist das kein Ruhepolster, sondern ein Ansporn.

Wenn er in Wien ist – was bei seinem Arbeitspensum nicht so häufig ist –, steht er eigentlich in seinem Restaurant im Haas-Haus. Denn Attila Dogudan ist ein Kontrollfreak, auch wenn es um etablierte Geschäftsbereiche geht, wie den Gourmettempel in der Wiener Innenstadt. Auch ein Flug mit ihm ist eine Demo von Qualitätskontrolle – der Gründer und Chef des Restaurant- und Catering-Konzerns Do&Co steht in der Bordküche und schaut, ob die Shrimps auch richtig auf dem Teller liegen. So hat er das sicher auch gestern gemacht, als er zum ersten Formel-1-Grand-Prix nach Delhi flog.

Mittwochabend machte Dogudan eine Ausnahme: Er wurde von der „Presse“ in der Kategorie Wirtschaft zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. Dogudan, der Till Reiter (Schuhmanufaktur) und Stefan Wehinger (Rail Holding) auf die Plätze verwies, steht selbst ungern im Rampenlicht, was eigentlich ein Paradoxon ist. Hat der 52-jährige gebürtige Türke doch binnen 30Jahren einen Konzern aufgebaut, der mit dem Hang der Reichen und Schönen zum Luxus, mit Society- und Mega-Sport-Events gutes Geld verdient.

In Zahlen sieht das so aus: Im Geschäftsjahr 2010/11 erwirtschafteten die 3700Beschäftigten 426Millionen Euro Umsatz und 15,43Millionen Euro Nettogewinn. Do&Co kocht nicht nur bei allen sportlichen Großereignissen vom Formel-1-Zirkus über Tennisturniere bis zum Fußball auf, das Unternehmen catert rund 70Fluglinien, darunter die AUA und „Niki“. Neben einer Handvoll Restaurants im In- und Ausland (in der BMW-Welt und im British Museum) gehört auch der Nobelzuckerbäcker Demel und die Gourmet-Shop-Kette „Henry“ dazu. „Mit diesen verschiedenen Standbeinen können wir auch Krisen ganz gut überstehen“, verweist Dogudan auf das volatile Airline-Geschäft. Wobei der „Hummerkönig“, wie er genannt wird, zum Thema Sparen eine klare Meinung hat. „Wenn Sie im Flugzeug sogar den kleinen Snack weglassen, steht die Verärgerung der Kunden in keinem Verhältnis zur Kostenreduktion. Zumal das meist nur ein paar Millionen bringt.“ Seine Erfahrung: „Alle Airlines, die auf Topqualität setzen und den Passagier verwöhnen, sind erfolgreich.“

Als Beispiele nennt der Unternehmer – er hat den 25-Stunden-Tag erfunden, was manch ein Mitarbeiter nicht so lustig findet – Turkish Airlines, mit denen Do&Co seit ein paar Jahren ein Joint Venture hat, und British Airways. Die Briten, die von Do&Co in der First- und Business Class beliefert werden, stecken gerade einige Milliarden in die Aufrüstung des Service.

Erfolg – und damit solche Auszeichnungen – seien schon wichtig, sagt Dogudan. Vor allem für die Mitarbeiter, die er – und das weiß er auch – oft bis zum Äußersten fordert. Der Nachsatz kommt prompt: Aber Erfolg sei auch sehr gefährlich. „ Die größten Feinde sind der Stillstand und die Sättigung.“ Unternehmen, die über Jahre wachsen, immer Gewinne schreiben und vielleicht auch eine Art Monopolstellung am Markt errungen haben, werden träge. „Sie verschlafen die Konkurrenz und reagieren zu spät“, verweist Dogudan auf das Schicksal von Nokia oder Kodak.

So weit soll es bei Do&Co nie kommen. Dafür sorgt schon der Chef, der ununterbrochen in Bewegung ist, neue Ideen wälzt und die Crew, zu der auch seine zwei Söhne gehören, zu neuen Höchstleistungen anspornt. Eine solche ist das neue Hotel in Istanbul, das 2012 in Betrieb gehen soll. Eine andere ist ein Großereignis wie eine Fußball-Europameisterschaft, auf der es gilt, 10.000VIP-Gäste an einem Tag zu verköstigen. Und zwar nicht mit Fast Food, sondern einem Fünf-Gänge-Luxus-Menü. Da wandern schon einmal 10.000Hummergarnelen über die Teller.

Für das nächste Großevent wird schon gerüstet: Die Euro 2012 in Polen und der Ukraine. Dogudan hat schnell erkannt, dass das Pflaster am Schwarzen Meer heiß ist. Und sich einen Partner gesucht, der die Türen öffnet. Mitte Oktober hat Do&Co die Mehrheit am größten ukrainischen Airline-Caterer Kyiv Catering LLC übernommen. Eine ideale Ausgangsbasis für die Zukunft in dem 45-Millionen-Einwohner-Land. „Wenn wir bei der Euro gut arbeiten, haben wir dort den Fuß in der Tür“, umreißt Dogudan sein Rezept, das schon in vielen Märkten aufgegangen ist. Überzeugen könne man in seinem Metier nur mit Qualität und Präzision.

Diese Strategie hat bisher auch dem Großaktionär Raiffeisen und den anderen Anlegern gefallen. Im Gegensatz zu vielen anderen Papieren hat sich die „Gourmet-Aktie“ auch in den jüngsten Börsenturbulenzen sehr gut gehalten. Dass die Hauptversammlung besonders beliebt ist, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden. Wo, wenn nicht dort, gibt's ein Do&Co-Buffet?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2011)

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