Nationalbank feuert Chefs der Gelddruckerei

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Die OeNB zeigte die Topmanager Johannes M. und Michael W. an. Die Justiz ermittelt wegen Untreue. Dem Vernehmen nach geht es um unübliche Spesenabrechnungen sowie umstrittene Geldflüsse.

Wien/Red. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat Probleme bei ihrer Gelddruck-Tochter. Deren beiden Geschäftsführer, Johannes M. und Michael W., wurden „mit sofortiger Wirkung“ von ihren Aufgaben entbunden, wie die OeNB am Freitag mitteilte. Grund für den Rauswurf sollen Verdachtsmomente auf „rechtswidriges Vorgehen in der Geschäftsgebarung und unterlassene Informationen an den Aufsichtsrat“ gewesen sein, hieß es in der OeNB-Aussendung.

Dem Vernehmen nach geht es um unübliche Spesenabrechnungen sowie umstrittene Geldflüsse. Dabei soll es sich um zehn bis 15 Mio. Euro handeln. OeNB-Sprecher Christian Gutlederer wollte sich auf „Presse“-Anfrage zu den Details nicht äußern. Seinen Angaben zufolge sei der Vorfall nach einer routinemäßigen internen Revision entdeckt worden. Die Ex-Geschäftsführer waren für keine Stellungnahme erreichbar. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Seit Dienstag liegt der Fall bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Diese ermittelt nun wegen Untreue. M. und W. führten seit sieben Jahren die Österreichische Banknoten- und Sicherheitsdruck GmbH (OeBS), eine 100-Prozent-Tochter der OeNB. Die OeBS ist für das Drucken und Gestalten von Banknoten aus dem In- und Ausland verantwortlich. Neben den beiden OeBS-Geschäftsführern ist Anfang der Woche auch das Dienstverhältnis mit einer dritten Person auf Abteilungsleiterebene beendet worden, so die OeNB.

Umstrittene Syrien-Geschäfte

Erst Anfang des Sommers war die OeNB-Gelddruckerei ins mediale Kreuzfeuer geraten. Die OeBS hat seit 2009 das Regime in Syrien mit 600 Millionen Banknoten versorgt. Nach Intervention von Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) wurde die Auslieferung gestoppt. Ob der Wechsel in der Geschäftsführung mit dem Syrien-Auftrag zu tun hat, wollte am Freitag niemand bestätigen.

Bis die Nachfolger bestellt werden, wird die OeBS zwischenzeitlich von den Notenbank-Direktoren Stefan Augustin und Gerhard Hohäuser geführt. Ebenfalls neu besetzt dürfte ein Vorstandsposten bei der Münze Österreich werden. Einer der beiden betroffenen Manager sitzt nämlich auch in diesem Führungsgremium.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2011)

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