Sechsmilliardster Mensch: "UNO hat nichts gebracht"

Adnan Mevic
Adnan Mevic(c) EPA/Thomas Brey (Thomas Brey)
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Vor zwölf Jahren wurde Adnan Mevic aus Sarajevo als sechsmilliardster Erdenbürger gefeiert. Heute hat die Familie finanzielle Probleme.

Bei der Geburt des sechsmilliardsten Menschen war das internationale Interesse groß, rund zwölf Jahre später ist jedoch nichts mehr davon übrig: Im Oktober 1999 in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo hat UN-Generalsekretär Kofi Annan unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen den neugeborenen Adnan Mevic in den Armen getragen. Heute lebt der bosnische Bub mit seinen Eltern in der Stadt Visoko in bitterer Armut und ist von den Vereinten Nationen tief enttäuscht.

"Das hat uns nichts gebracht", sagen Adnan und seine Eltern. Zwar hat der Bub mit dem Faible für Geografie zur Geburt eine UN-Silberplakette bekommen. Vater Jasmin erklärt aber, "Das bedeutet uns wenig, denn die kann man nicht essen." Der 48-jährige ehemalige Kinohausmeister liegt mit Krebs und künstlichem Darmausgang auf dem Sofa in der kleinen Wohnung unterm Dach. Mutter Fatima ist als Textilarbeiterin arbeitslos. Umgerechnet 750 Euro braucht die Familie nach eigenen Angaben zum Leben. Sie haben aber nur 350 Euro zur Verfügung.

"Uns interessiert nur unser Überleben", sagt die Mutter. Ihr Mann kritisiert: "Mit den UN sind wir völlig unzufrieden. Wenn man sich überhaupt nicht kümmert, braucht man auch nicht soviel Show bei der Geburt zu machen", ergänzt seine Frau.

"Will nur ein ganz normaler Bub sein"

In den Wochen vor der Geburt des siebenmilliardsten Menschen war der Rummel wieder groß. Journalisten gaben sich in den vergangenen Wochen die Klinke in die Hand. Die Mutter ist dazu übergegangen, von den Reportern aus aller Welt, die ihre kleine Wohnung regelrecht besetzt hielten, Geld zu verlangen. "Damit können wir Adnan wenigstens Schuhe und Kleidung kaufen", sagt die 40-Jährige zur Begründung.

Ihrem Sohn ist der ganze Wirbel ein wenig peinlich: "Ich will doch nur ein ganz normaler Bub sein." Jedenfalls gilt er bei seinen Freunden beim Straßenfußball viel mehr als guter Torwart denn als sechsmilliardster Erdenbürger.

(Ag.)

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