Kunst und Antiquitäten vom Feinsten: Die Art & Antique, Wiens große Traditionsmesse unter neuem Namen, lädt von 5. bis 13. November zum 43. Mal in die Hofburg. Ein Fixpunkt für Sammler und Kunstfreunde.
Von 5. bis 13. November kehrt wieder ein Hauch des vergangenen Glanzes in die Wiener Hofburg zurück. Nicht nur, weil die Objekte der knapp 50 Aussteller aus Österreich und Deutschland die Prunkräume dann üppig temporär bewohnen. Mit Erzherzog Franz Carl kehrt auch ein einstiger Bewohner in die ehemalige Residenz zurück. Georg Ferdinand Waldmüller hat den Vater von Kaiser Franz Joseph 1839 porträtiert. Das Gemälde fand sich im Nachlass des Kaisers und hing auch in der Hofburg. Seine Audienz hält der Erzherzog jetzt, neben Werken von Schiele und Kokoschka, auf dem Stand der Galerie Martin Suppan.
Neuer Name für Traditionsmesse
Hoher Besuch also für die 43. Ausgabe der Wiener Traditionsmesse unter neuem Namen: Ab sofort geht man nämlich auf die „Art & Antique Hofburg Vienna“! Neu sind aber auch einige Aussteller. Vor allem Moderne und Zeitgenossen bekommen eine feine Kunstblutauffrischung: Belebende Antioxidantien bieten die „Red Apples“ von Roy Lichtenstein (Contempo Fine Art), rot ist auch der Mund von Ingrid Bergmann à la Warhol (Gerald Hartinger Fine Arts), Omega 3 hält das „Aquarium“ von Zoe Byland (bäckerstrasse 4) bereit, ebenso den Haifisch von Muehl (Zimmermann-Kratochwill) – allesamt wohltuende Zutaten für Erwin Wurms aufgeblähten Philosophen (Galerie 422). Der kann dann, frisch gestärkt, über die fotorealistischen Blumen von Marc Quinn (Galerie Budja), einen „Paradoxen Körper“ Ludwig Wildings (Galerie Walker) oder über den Minimalismus von Anna-Maria Bogner (Gril & Plantis) nachdenken.
Viel Kunst jedenfalls, die es zu Kaisers Zeiten noch nicht gab. Erzherzog Franz Carl hätte wohl über die „Fingermalerei“ Arnulf Rainers (Richard Ruberl), die „Baumgruppe“ von Max Weiler (Galerie bei der Albertina – Zetter) oder ein Großformat Herbert Brandls (Galerie Thoman) gestaunt. Erst recht über die Skulpturen von Gunter Damisch, mit denen Ernst Hilger heuer die Gäste der Messe begrüßt. Schließlich: Wäre ein Blick auf die Zeichnungen Klimts und Schieles (Wienerroither & Kohlbacher) opportun gewesen?
Der Erzherzog wärmte sich wohl lieber am klassizistischen Rundofen (Förster Antike Kachelöfen), trank aus einem Ranftbecher von Kothgasser (Kovacek Spiegelgasse) und saß an einer Schreibkommode aus Venetien um 1690/1700 (Kunsthaus Wiesinger). Vielleicht unterschrieb er darauf seine großzügigen Zuwendungen für das kleine Theater in Bad Ischl, wo er sich gern aufhielt – und garantiert hätte den Theaterfreund auch Oscar Werner begeistert, den Franz Hubmann fotografiert hat (Galerie Faber).
Gern ging unser Franz Carl auch auf die Jagd. Vielleicht reitend, auf einem „Spanischen Karster“, gemalt 1606 von Dirck de Quade van Ravesteyn (Metropol), immerhin das erste Porträt eines Lipizzaners. Dass der passionierte Weidmann am Traunsee vorbeikam, wo die Kühe von Friedrich Gauermann rasten (Kovacek Spiegelgasse) ist anzunehmen. Ein ideales Revier findet sich auch auf den Alpenmalereien von Lobisser, Compton und Mahringer (Galerie Magnet). Mancher Sommerabend in den Hohen Tauern, wie ihn Josef Stoitzner malend festhielt (Giese & Schweiger), wurde sicherlich auch verbracht. Ob der „Augapfel“ von Maria Lassnig (Kovacek & Zetter) den Blick geschärft und die Trefferquote erhöht hätte? Zum Fischen lädt dann jedenfalls das „Bodenseeufer“ von Rudolf Wacker, 1928, (Schütz Kunst und Antiquitäten) ein.
Vom barocken Apoll zur Art déco
Wann es auf die Pirsch ging, könnte ihm ein Singvogelautomat (Technischer Kunsthandel Kling) gezwitschert oder die Bilderuhr von C. L. Hoffmeister mit der Ansicht des neuen Burgtors in Wien (Lilly's Art) angezeigt, die beste Jagdzeit dagegen eine der elfenbeinernen Jahreszeiten, Süddeutschland um 1750 (Dr. Birbaumer & Eberhardt) geflüstert haben. Die Chance, sich dann unters Volk zu mischen, bot womöglich ein „Bauernsonntag“, wie er von Walde (Kunsthandel Freller) gezeigt wird. Womit der Erzherzog seine Gattin, Sophie von Bayern, nach langen Jagdausflügen getröstet hätte, muss wohl Vermutung bleiben: mit einem Schlauchcollier aus den 1940er-Jahren (Pintar), einem Drachenring (Henri J. Sillam), einem Art-déco-Armband (Sonja Reisch), einem Clip von Van Cleef und Arpels (Kunsthaus Nüdling), einem Geschmeide von Lährm Design oder doch mit einem Stück des einstigen Hofjuweliers A. E. Köchert?
Leichter ist die Frage wohl bei der Einrichtung zu beantworten: Der Schrank aus St. Florian um 1775 (Kunsthandel Runge) passt ideal nach Ischl, ebenso die Bauernmöbel von Moskat. In Sachen Vasen hätte die Entscheidung zwischen Tiffanys Pfauenfederdekor und dem Wiener-Werkstätten-Silber von Kolo Moser fallen müssen (Kunsthandel Kohlhammer).
Der barocke Apoll aus Zoglsdorfer Sandstein (Schauer) wäre im Schönbrunner Schlosspark in bester Gesellschaft gewesen, die usbekische Teppichkunst (Adil Besim) dagegen eher in der Hofburg.
Und die imperialen Räume der Hofburg bieten noch viel mehr Platz, um etwa Ikonen (Brenske Gallery), Gemälde von Trude Wähner (Kunsthandel Hieke), einen „Kamelmarkt“ von Carry Hauser (Kunsthandel Widder), Gemälde von Schatz und Zoff (Ludwig E. Wimberger), Neues von Arik Brauer (Weihergut) und Karl Korabs Waldviertel (Erich Weninger) zu zeigen. Sehr viele gute Gründe also, um der Art & Antique seine Aufwartung zu machen.
Auf einen Blick
Art & Antique Hofburg Vienna
5. bis 13. November 2011
Öffnungszeiten:
11–19 Uhr
Neu: Freitag 11–21 Uhr,
ab 17 Uhr: Eintritt frei
Eintrittspreise:
Tageskarte: 13 € Schüler,
Studenten (mit Ausweis bis 27 Jahre), Gruppen ab 10 Personen: 10 €
Damentag:
Montag, 7. November 2011: Zwei Damen bezahlen nur eine Tageskarte
Art Night
Freitag 11. 11. 2011. Von 17 bis 21 Uhr ist der Eintritt frei!
Kinderführungen durch die
Highlights der Art & Antique:
(4 bis 10 Jahre)
am Samstag, 5. 11. um 15 Uhr
am Samstag, 12. 11. um 15 Uhr
Anmeldung erbeten unter: office@mac-hoffmann.com
Der Eintritt für Kinder und eine Begleitperson ist kostenlos.
Weitere Begleitpersonen zahlen einen ermäßigten Eintritt:
10 € statt 13 €.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2011)