"Idiotisch": Streit in Israel über Militärschlag gegen Iran

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ISRAEL IDF DRILL(c) EPA (Oliver Weiken)
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In Israel ist wegen der Diskussion über einen Militärschlag gegen Atomanlagen im Iran heftiger Streit entbrannt. Regierungsmitglieder werten die Debatte als "extrem schädlich".

Ein heftiger Streit ist in Israel ausgebrochen. Der Grund: Die öffentliche Debatte über einen Militärschlag gegen Atomanlagen im Iran. Auf Kritik stieß vor allem der frühere Chef des Geheimdienstes Mossad, Meir Dagan, der eine Bombardierung des Irans als "idiotisch" bezeichnet hatte. Daraufhin warf ihm Finanzminister Juval Steinitz einen unverantwortlichen Umgang mit Staatsgeheimnissen vor. Andere Regierungsmitglieder bezeichneten die Debatte am Donnerstag als extrem schädlich für Israel.

Der Dauerkonflikt zwischen Israel und dem Iran hat sich in den vergangenen Tagen erneut zugespitzt. Erst am Mittwoch testete Israel nach eigenen Angaben einen neuartigen Raketenantrieb. Dabei handelte es sich nach bisher unbestätigten Berichten um eine Interkontinentalrakete. Diese soll angeblich Atomsprengköpfe bis in den Iran tragen. Zugleich berichtete die Luftwaffe von erfolgreichem Training für Einsätze gegen weit entfernte Ziele. Am Donnerstag folgte im Großraum Tel Aviv ein Luftalarm. Die Armee teilte mit, bei der Routineübung sei es um die Reaktion auf mögliche Raketenangriffe gegangen.

Warten auf Bericht

In israelischen Medienberichten hieß es am Donnerstag, die Regierung in Jerusalem habe noch keine endgültige Entscheidung über einen Angriff gefällt. In diesem Zusammenhang sei auch ein weiterer Bericht der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) zu dem iranischen Atomprogramm von besonderer Bedeutung.

Der Bericht soll am kommenden Mittwoch in Wien vorgelegt werden, allerdings kann sich die Veröffentlichung auch um ein paar Tage verzögern. Aus diplomatischen Kreisen in Wien hieß es jedoch, der Bericht werde voraussichtlich keine völlig neue Einschätzung der Lage beinhalten, sondern nur neue Details nennen. Israel und der Westen unterstellen dem Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Forschung heimlich an einer Atombombe zu bauen. Der Iran hat dies stets dementiert.

Der Iran sei immer auf einen Krieg vorbereitet, zitierten Zeitungen am Donnerstag den iranischen Außenminister Ali Akbar Salehi. Zuvor hatte das iranische Militär Israel bereits vor einem Angriff gewarnt: "Wir würden sie einen derartigen Fehler bedauern lassen und sie schwer bestrafen", sagte Generalstabschef Hassan Firusabadi nach Angaben der Agentur Isna.

(APA)

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