Jackson-Prozess: Geschworene beraten über Urteil

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USA MURRAY Michael Jackson(c) EPA (Kevork Djansezian / Pool)
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Der Staatsanwalt wirft dem Arzt Conrad Murray im Schlussplädoyer vor, den drei Kindern von Michael Jackson ihren Vater geraubt zu haben. Dem Mediziner drohen bis zu vier Jahre Haft.

Der Prozess um den Tod von US-Popstar Michael Jackson ist in die letzte Phase gegangen. Heute, Freitag, nehmen die zwölf Geschworenen ihre Beratungen über das Urteil gegen den wegen fahrlässiger Tötung angeklagten Leibarzt Conrad Murray auf. In seinem Schlussplädoyer bekräftigte Staatsanwalt David Walgren seine Überzeugung, wonach der 58-jährige Herzspezialist Schuld am Tod des "Kind of Pop" ist.

Die Beweise gegen Murray seien "überwältigend", sagte der Anklagevertreter. Der 58-Jährige habe mit "krimineller Nachlässigkeit" gehandelt. Der Mediziner habe den Tod des Sängers im Juni 2009 "grob fahrlässig" und "direkt" verschuldet. Er sei verantwortlich dafür, dass Jacksons Kinder Prince, Paris und Blanket keinen Vater mehr hätten.

"Für sie endet dieser Fall nicht heute, morgen oder am nächsten Tag, für Michaels Kinder wird dieser Fall ewig dauern, denn sie haben keinen Vater mehr", sagte der Staatsanwalt. "Sie haben keinen Vater wegen der Taten von Conrad Murray."

Einige Juroren waren Fans des "King of Pop"

Sieben Männer und fünf Frauen entscheiden im Prozess um den Tod von Michael Jackson über das Schicksal von dessen Arzt Conrad Murray. Die Geschworenen waren Mitte September nach Befragung durch Staatsanwaltschaft und Verteidigung aus einem Pool von mehr als 100 Kandidaten ausgesucht worden.

Den potenziellen Juroren war ein über 30-seitiger Fragenkatalog vorgelegt worden. Darin mussten sie unter anderem Fragen über ihre Einstellung zu Popmusik, Arzneimitteln und Jacksons Tod beantworten.

Die zwölf Männer und Frauen sind 32 bis 57 Jahre alt. Unter ihnen sind ein Briefträger, ein Schulbusfahrer, ein Buchverkäufer, eine Büroangestellte und eine Marketing-Managerin. Ein Juror ist Afroamerikaner, fünf sind hispanischer Abstammung, die übrigen sechs sind weiß. Einige räumten im Fragebogen ein, dass sie irgendwann einmal Fans von Jacksons Musik waren.

"Der Arzt ist der Entscheider"

Laut Anklageschrift soll der 58-jährige Arzt dem Popstar als Einschlafhilfe eine Überdosis des Narkosemittels Propofol gespritzt und ihn dann vernachlässigt haben. Das Argument der Verteidigung, Jackson sei medikamentenabhängig gewesen und könne sich das tödliche Propofol selbst verabreicht haben, als Murray nicht im Raum war, ließ Walgren nicht gelten: Der Arzt habe die Pflicht, über die Medikamente seines Patienten zu wachen. "Der Arzt ist der Entscheider", sagte er. "Der Arzt verfügt über das medizinische Wissen (...) und entscheidet letztlich über das Wohlergeben des Patienten."

Murrays Verteidiger Ed Chernoff hielt dagegen, dass die Anklage Murrays Schuld an einer Überdosis Propofol nicht glaubwürdig bewiesen habe. Vielmehr deute alles darauf hin, dass Jackson sich selbst die tödliche Dosis spritzte, als sein Arzt nicht im Raum war. Chernoff warnte die Juroren, dass die Anklage von ihnen verlangte, "Conrad Murray für die Taten von Michael Jackson" zu verurteilen. Der Mediziner sei nur "ein kleiner Fisch in einem großen schmutzigen Teich", sagte Chernoff im Hinblick auf die vielen Ärzte, von denen sich der Popstar über Jahre hinweg mit starken Medikamenten versorgen ließ.

Nach den Schlussplädoyers muss sich nun die Jury zu ihren Beratungen zurückziehen. Richter Michael Pastor las den Frauen und Männern ihre Leitlinien vor und betonte, es gelte zunächst die Unschuldsvermutung. "Nichts, was die Verteidiger oder die Staatsanwaltschaft sagen, stellt einen Beweis dar. Nur die Aussagen der Zeugen sind Beweise." Pastor verlas auch noch einmal die Anklageschrift und erläuterte den Vorwurf der "kriminellen Vernachlässigung", wonach jemand so nachlässig handelt, dass er einen anderen Menschen schwer verletzt oder tötet.

In dem Ende September begonnenen Prozess sagten insgesamt 49 Zeugen aus, darunter medizinische Sachverständige, Ärzte und Sanitäter. Im Falle eines Schuldspruchs wegen fahrlässiger Tötung drohen Murray bis zu vier Jahre Haft.

(Ag.)

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