Mönche im Pop-Himmel, Part II: Heiligenkreuz kein Ort der Stille

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Pop-Mönche aus Heiligenkreuz verstehen ihr neues Werk „Chant – Amor et Passio“, Nachfolger des Millionenhits „Chant – Music for Paradise“ aus dem Jahr 2008, als „Antidepressivum gegen Euro- und Kirchenkrise“.

Ausgelassene und gar nicht klösterlich bescheidene Stimmung herrschte am Freitag im Kaisersaal des Stiftes Heiligenkreuz (NÖ). Grund für die heitere Atmosphäre: Die als Pop-Mönche gefeierten Mitglieder des Stiftes präsentierten ihre neue CD „Chant – Amor et Passio“, Nachfolger des Millionenhits „Chant – Music for Paradise“ aus dem Jahr 2008.
Seit damals haben die Mönche aus Heiligenkreuz eine eindrucksvolle Musikkarriere hingelegt. Als einzige Österreicher neben DJ Ötzi und Falco schafften sie den Einzug in die britischen Pop-Charts. Ihre Erstlings-CD ging 1,1 Millionen Mal über den Ladentisch, produziert wurde das Erfolgswerk von Universal Music.
Trotz oder vielleicht wegen des Erfolgs entschlossen sich die Zisterzienser, ein eigenes Label, „Obsculta Music“, zu gründen. Die eigene Firma erlaubt es ihnen, ihre Musik frei von Erfolgsdruck zu produzieren. „Wir bekommen sogar schon Anfragen von Menschen, die ihre Musik bei uns aufnehmen wollen“, erzählt Pater Karl Wallner stolz. Vertrieben wird die neue CD über Preiser Records. 20.000 Stück sind bereits ausgeliefert, ab Montag ist die CD auch auf iTunes erhältlich. „Der Vertrieb soll ja doch über den Klosterladen hinausgehen“, sagt die Marketingchefin Alexandra Stockert von Preiser Records.
„Noch besser als die erste CD schätzen unsere Mitbrüder die neue CD ein“, meint Pater  Karl. Neu ist die Kooperation mit dem luxemburgischen Pianisten David Ianni. Er begleitete die Mönche bei vier Stücken der neuen CD am Klavier. Für den 32-Jährigen  waren die Aufnahmen mit den Mönchen „etwas ganz Besonderes, da die Musik mit dem Gebet zu einer Einheit verschmilzt“. Abt Maximilian Heim sieht den Gesang der Mönche als „Dienst für die Kirche und die Menschen“. Als „Antidepressivum gegen Euro- und Kirchenkrise“ will Pater Karl die Gesänge „der in Gott verliebten Mönche“ verstanden wissen. „Sie sollen die gelebte Urkraft der Spiritualität aussenden, und Gott zu den Menschen bringen.“ Dafür lassen sich die Mönche auch „gern inszenieren“ und nutzen die neuen sozialen Netzwerke. Auf Facebook haben sie schon mehr als 4000 Fans , der amerikanische Sender HBO drehte eine Doku über die „Top Ten Monks“ und sie waren auch bei Thomas Gottschalk in „Wetten, dass . . .“. Doch „was gesungen wird, wird auch von uns gelebt“, betonen die Mönche. „Der Gesang bleibt Gebet.“ Denn dieses verrichten auch die Pop-Mönche siebenmal, jeden Tag.

Die aber nicht nur den Musik-, sondern auch den Buchmarkt bedienen. Pater Karl hat soeben ein Buch „Sieben mal sieben Gedanken für Sinnsucher“ herausgebracht. Die Idee dazu hatte der Residenz Verlag („Sie plaudern doch so gern“), wie Pater Karl bei der Präsentation in der übervollen Facultas-Buchhandlung beim Stephansdom erzählte. Das Buch ist eine Sammlung von Gedanken und Anekdoten Pater Karls, die in hektischen Zeiten zum Innehalten anregen sollen. Im Buch kritisiert er das Schlechtreden anderer, schreibt aber etwa auch über das Küssen. „Kein Mensch“, sagt Pater Karl, „kann ohne Küssen leben. Das klingt provokant, ist aber so.“

Auf einen Blick

Die CD „Chant - Amor et Passio“ ist die zweite CD der Mönche aus Heiligenkreuz. Die gesungenen Gebete sind seit Freitag im Handel (17,90 €) und ab Montag auf iTunes erhältlich. Von Pater Karl Wallner ist soeben das Buch „Sieben mal sieben Gedanken für Sinnsucher“ (Residenz Verlag, 14,90 €) erschienen.

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